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Mittwoch, 14. Mai 2014, 19:16

Gelbbauchunken in Der Natur Fotografieren

Hallo,

Ich war heute mim Rad unterwegs, das Wetter schien mir relativ durchwachsen, mal Regen mal Sonne. Perfektes Amphibienwetter. Jedenfalls bin ich ein Stück geradelt und zwar wollte ich meine Radtour mit etwas besonderem was ich mir anschauen wollte verbinden (mache ich immer so beim Radeln, ein Ziel festlegen usw. ^^). Und zwar gibts ein vom Hessen-Forst veröffentlichtes Paper über Gelbbauchunken, worin steht dass es in Gießen angeblich vor 3 Jarhen in 2011 mal ein beständiges Vorkommen gab. Bin da irgendwie durch rumsurfen im Internet drauf gestoßen. Fand das sehr interessant, da das ganz in der Nähe einer von mir bekannten Radstrecke liegt. Ist hier vielleicht jemand Zufälligerweise beim NABU aktiv und weiss ob es zu der Population in Gießen noch neure Veröffentlichungen gibt? Oder weiss jemand ob es im Kreis Gießen/Mittelhessen überhaupt noch Gelbbauchunken gibt, hab nämlich noch nie in meinem Leben eine gesehen und wusste bis heute jnicht dasss es diese bei uns geben soll.

http://www.hessen-forst.de/download.php?…ohne_anhang.pdf.

Leider ist die Bestandserfassung in dem Paper von 2011. Also relativ alt.

Liebe Grüße Alex

MarioR

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2

Mittwoch, 14. Mai 2014, 20:02

Hallo Alex,

2011 ist eigentlich nicht wirklich alt. Manchmal muss man sich mit Daten aus den 90ern begnügen.
Da die Gelbbauchunke eine FFH-Art ist, muss man eigentlich davon ausgehen, dass sie an den dort benannten Orten noch vorkommt solange keiner mutwillig das gesamte Habitat zerstört hat.

In warmen Nächten sollte man sie problemlos durch den Ruf ausmachen können. Tagsüber bei Sonnenschein ebenso in vollbesonnten Gewässern.

Grüße,
Mario

3

Donnerstag, 22. Mai 2014, 18:22

Hallo,

hab tatsächlich welche zu Gesicht bekommen, leider sind diese Tiere echt verdammt schnell und perfekt getarnt. Es war mir daher unmöglich Bilder zu schießen. Aber ich konnte sogar rufende Männchen sehen und hören. Echt unglaublich dass es hier ganz in der Nähe noch 2 unterschiedliche Vorkommen gibt. An dem einen Tag konnte ich Schätzungsweise insgesamt mehr als 20 Tiere aller Altersklassen beobachten.

Aber eine Sache gibt es dennoch die ich nicht so ganz verstehe. Es wird ja ein riesen wirbel um den Schutz ganz bestimmter Amphibien Arten gemacht. Wozu auch die Gelbbauchunke zählt. Gebiete werden als FFH-Bereiche ausgeschrieben und unter besonderen Schutz gestellt. Ist ja alles schön und gut. Was ich jedoch an einigen FFH-Gebieten als "Laie" beobachten konnte war, dass dort relativ viel "getan" wird. Also ihr könnt mich ruhig eines besseren belehren, ich finde nur in einem Naturschutzgebiet sollte man gar nicht so viel "tun", man sollte einfach mal die Natur machen lassen. Gut, dass man Wassergräben/Kleinsgewässer anlegt und diese dann in Ruhe lässt finde ich gut. Aber ich, weiss, dass oft sehr schlaue Menschen versuchen sehr viel zu verändern.

Häufig wird versucht, damit die Kleinstgewässer nicht austrocknen und eine ausreichende Erwährmung gewährleistet ist, Schafe als biologische Rasenmäher einzusetzen, was ich persönlich für das Todesurteil aller dortlebenden Amphibien und Reptilien halte. Begründet wird das ganze wie oben erwähnt --> viele Pflanzen erhöhen die Verdunstungsgeschwindigkeit des Wassers. Ausserdem wird Argumentiert, dass Schafe ja schon immer Wiesen und Auen in der Nähe von Gewässern kurz gehalten haben.

Das mag alles sein, aber ich denke, dass man in frühren Zeiten keine Herden in der Größe von etwa hundert Tieren und mehr eingesetzt hat. Wenn ich an so manche FFH-Gebiete/Schutzgebiete gehe, sehe ich kahlgefressene Ufervegetation, plattgetramelte Ränder und unmengen von Nitrit/Nitrat welches durch Kot und Urin dieser Tiermassen eingebracht wird. Das ist dann auch nichts anderes als wenn man direkt neben den Teichen/Kleinstgewässern eine Viehzucht betreiben würde. Zudem fehlen die Rückzugsmöglichkeiten für Jung-Amphibien Komplett, Vorrausgesetzt es schaffen überhaupt Tiere die von den Hufen nicht zertrampelt werden.

Es gibt noch so einige andere Dinge die ich beim Vorgehen das Naturschutzes nicht so ganz verstehe. Aber ich wollte nur mal eine nennen, damit es nicht zu lang wird.

Alles in allem verstehe ich nicht Warum man in der Natur (abgesehen von Müll der eingebracht wurde aufzusammeln) irgend etwas "tun" muss. Ich bin eher der Meinung man sollte nach Möglichkeit alles ein wenig mehr in Ruhe lassen. Damit meine ich insbesondere auch diese vielen Naturschutzorganisationen. Häufig wird jedes Jahr irgend ein Projekt gestartet, mit dem in einem bekannten Vorkommen von gefärdeten Tieren irgend etwas, eben nicht der Natur überlassen wird.

Um auch wieder zur Gelbbauchunke zurück zu kehren, zufälligerweise kommt die Art ja häufig nicht in diesen "Natur-Schutz-Dauer-Projekt-Zonen" vor sondern häufig auf Privatgrundstücken von diversen Basalt-/Lehm-/Kiesförder-Firmen oder sogar Motor-Corssstrecken. Eventuell doch weil dort nicht so viel explizit für die Tiere "getan" wird. Sondern dort die Fauna weder von Schafen abgefressen noch sonst was wird.

Ich beobachte schon seit ich 14 bin diverse Vorkommen von Amphibien. Bei mir in der Nähe an einem bestimmten Teich, damals war das Gebiet ebenfalls noch Crossstrecke und keiner wusste, dass dort Kammmolche vorkommen. Seit an dem Teich so gut wie jedes Jahr etwas "getan" wird habe ich nicht mehr all zu viele Kammmolche gesehen wie damals. Auch seit dort die Schafe so gut wie 1-2 mal die Woche alles Platttrampeln, sind auch die Froschkonzerte verstummt. Man hat dort nun 2 weitere künstliche Teiche angelegt, Bäume gefällt und im Winter/Herbst unmengen von Wasserpflanzen aus dem Teich geholt. Das zum Thema "was getan wurde".

Ich möchte jetzt niemanden angreifen der in diversen Schutzorganisationen tätig ist, war ich nämlich selbst damals. Aber ich habe eher so die Ansicht, dass Natur auch üppige Vegetation und Totholz und einfach auch mal "Unordung" bedeutet und man nicht so wirklcih viel tun muss abgesehen davon Menschen abzuhalten Gebiete zu bebauen oder Trocken zu legen.

Liebe Grüße Alex

MarioR

Moderator

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4

Freitag, 23. Mai 2014, 18:25

Hallo Alex,

leider sind einige Schlüsse, die du aus deinen Beobachtungen ziehst nicht korrekt.

Es ist nötig in Schutzgebieten zu arbeiten und zu werken. Der Grund ist, dass es ansonsten unmöglich ist den optimalen Zustand zu erhalten. Gerade Gelbbauchunken sind Pionierarten. Sie leben von einfachen, kleinen Gewässern ohne Vegetation, die auch im Hochsommer austrocknen dürfen. Würde man diese Gewässer ihrem Schiksal überlassen, wären sie innerhalb weniger Jahre verlandet. Für die Pflege von Schutzgebieten gibt es spezialisierte Büros, staatlich angestellte Biologen und Natuschutzvereine, die einen Pflegeplan erarbeiten und den Ist-Stand regelmäßig kontrollieren. Alle mir bekannten Schutzgebiete in meinem Bereich werden meiner Ansicht nach korrekt gepflegt - wobei die Pflege von Schutzgebiet zu Schutzgebiet deutlich variieren kann.
Ich kenne auch Sandgruben oder Motocrossstrecken, die große Amphibienpopulationen beherrbergen. Ein solches Privatgrundstück kann aber niemals ein Schutzgebiet ersetzen. Wenn der Eigentümer seinen Grund verkauft, könnte der nächste auf der Stelle mit der Planierraupe anrücken und allem Leben den Garaus machen. Daher muss es Gebiete in staatlicher Hand geben, die auf Dauer erhalten und versorgt werden.

Weidetiere werden weltweit zur Pflege eingesetzt. Ich weiß von einigen Tierarten, die von dieser Pflege durchaus profitieren. Ein Beispiel wäre der kalifornische Tigersalamander, dessen Habitate eingezäunt und von Rindern beweidet werden. Erstens bleibt der Bewuchs niedrig und zweitens traut sich keiner zu einem Stier in die Koppel um irgendwelche Tiere mitzunehmen ;)
Natürlich muss hierbei ein verträgliches Maß zwischen Weidefläceh und Zahl der Weidetiere gefunden werden und auch das alles überwacht und reguliert werden. Falls dir Fehler auffallen, ist es immer möglich den örtlichen Naturschutzverein zu kontaktieren und genau nachzufragen.

Zu Pflegemaßnahmen: Manche Pflegemaßnahmen sind für das ein oder andere Jahr verheerend, führen aber im Laufe der Jahre zu einer deutlichen Verbesserung. Ein Beispiel wäre auch die (Teil-)Sommerung von Gewässern. Hierbei leiden beispielsweise Libellenlarven unglaublich. Dafür können die Samen seltener Sumpfpflanzen keimen.
Gelbbauchunken finden in der Natur nicht jedes Jahr ausreichend Gewässer, aber sie schaffen es viele Jahre ohne Fortpflanzung zu überdauern um dann im richtigen Moment explosiv zur Paarung zu schreiten.

Im Zweifel macht es immer Sinn sich offizielle Daten der Schutzgebiete von der unteren Naturschutzbehörde, Regierungspräsidien,... zu besorgen. Dort wird explizit erläutert welche Maßnahme wozu gedacht ist, welche Arten im Fokus stehen und wie die Planung für die nächsten Jahre aussieht.

Ich hoffe, ich konnte das Thema ein bisschen entschärfen :)

Viele Grüße,
Mario

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Pondus Maccus (28.05.2014), Maxi (29.05.2014)

5

Mittwoch, 28. Mai 2014, 14:28

Hallo,

@Mario,

einerseits magst du Recht haben, gerade im Bezug auf die Langzeitwirkung. In den Gebieten bei mir in der Nähe, gibt es einfach nicht so viele Naturschützer die sich im speziellen mit Amphibien stärker beschäftigen. Ich weiss nur, dass hier eher auf den Vogelschutz Wert gelegt wird und auch die Kenntnisse mehr in diesem Berreich liegen. Denke das ist hier evtl. mehr ein standortbezogenes Problem.

Andererseits tut sich mir schon die nächste Frage auf, wenn so viel getan werden muss für die Natur, was ist denn dann überhaupt Natur? Ich meine Truppenübungsplätze und Kiesgrupen sind nicht wirklich natürlich und dass man Radspuren mit schwerem Gerät verfestigt als Laichplätze, ist ja auch ein Eingriff. Manchmal frage ich mich, wenn Tiere aussterben weil sie keine natürlichen Habitate mehr finden, ob es dann überhaupt Sinn macht ein künstliches Habitat weiter zu betreiben, nur damit dort die Art noch ein paar Jahre vorkommt. Ich meine es wird eher immer mehr Menschen geben die mehr Wohngebiete und Trinkwasserleitungen, Strassen usw. beanspruchen.

Ich meine das ist eine sehr direkte Ansichtsweise, nur der Gedanke ist mir nur gerade so gekommen als ich ein paar Papers bei Google über die Gelbbauchunke gelesen habe. Ist eine Art nicht bereits so gut wie ausgestorben, wenn sie fast gar nicht mehr in großen Population in den natürlichen Habitaten auftaucht?

Ausserdem wie kann man überhaupt eindeutig festtellen, dass eine Art ausstirbt aufgrund menschlicher Veränderungen an den Lebensräumen?
Ich meine es kann ja auch sein dass eine bestimmte Art einfach rückläufig ist weil andere Arten diese verdrängen. In der Erdgeschichte sind immer einige Arten ausgestorben, weil sie von anderen verdrängt wurden, oder einfach aufgrund genetischer Isolation von Vorkommen. Kann doch gut sein, dass das Aussterben (als Bsp. Gelbbauchunke) evtl. ein natürlicher Vorgang ist, wie will man so etwas herausfinden, wenn man schon Jahre lang Biotope durch Eingriffe beeinflusst (egal ob positiv oder negativ). Die Frage ist einfach was ist überhaupt Natur/natürlich, der Mensch beeinflusst ja quais schon immer alles irgendwie :KA: .

Als konkretes Beispiel: Wenn jemand ein Loch in einem Lehmhaltigen Gebiet buddelt kann er das Gewässer ja nach seinen Vorlieben gestalten, man kann Fische einsetzen, dann wirds dort gar keine Amphibien geben. Man kann aber auch das Gewässer brach liegen lassen ohne Bepflanzung und wenns evtl. in der Nähe Glebbauchunken gibt siedeln sich diese evtl. besonders gerne dort an (so lang man das Gewässer in diesem Typ hält). Oder aber man setzt dort heimische Wasserpflanzen und Schilfplazen ein die wieder eine andere Tierart mehr begünstigen die eine andere dann verdrängt.

Ist sowas nich tauch irgendwie ein Eingriff in die Dynamik von Tiervorkommen, wenn man bestimmte Laichgewässer begünstigt, die es so halt einfach nicht mehr so häufig gibt in der Natur?


Liebe Grüße Alex
Fragen über fragen, ich hoffe ich nerve euch nicht damit :whistling: .

MarioR

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6

Mittwoch, 28. Mai 2014, 17:31

Was heute für die meisten Tierarten fehlt ist die jahreszeitliche Dynamik.
Felder erhalten Drainagen, Nass- und Fettwiesen werden trockengelegt und Flüsse begradigt. Wo früher im Frühjaht ausgedehnte Flussauen und Überschwemmungsgebiete waren, hat der Mensch heute für "geordnete" Verhältnisse gesorgt.
Natürlich führte diese Dynamik auch dazu, dass bestimmte Pflanzen- und Tierarten Überhand nahmen und andere verdrängten. Das war aber kein Problem, da die Lebensräume - anders als heute, nicht so sehr zerschnitten waren und sich Pionierarten dann unter Einbuße vieler Exemplare, die in die falsche Richtung wanderten, wieder neu ansiedeln konnten.

Da die Voraussetzungen für solche Wanderungen und Habitate heute denkbar schlecht sind, muss man dies eben irgendwie künstlich erzeugen.

Eine Art gilt als ausgestorben, wenn sie mindestens 20 Jahre (? - korrigiert mich ruhig) nicht mehr gefunden wurden. Fast alle unsere Amphibien sind auf kleine, temporäre Gewässer angewiesen. Dabei gab es schon immer kleine Splitterpopulationen, die über die Landschaft verteilt waren. Ausgenommen davon sind sicherlich Auenwälder, die jeher große Populationen ernähren konnten.
Unsere Froschlurche sind sehr gut darin neue Habitate zu erschließen und bis eine große Population entstehen kann (ausgehend von den Ursprungstieren, Prädatoren und Nahrungsangebot) dauert es eben mitunter auch viele Jahrzehnte.

Um im Naturschutzwesen Arten eine dauerhafte Bleibe bieten zu können, müssen Konkurrenten zuerst ausgemacht werden und diesen dann ebenfalls passende Habitate geboten werden.
Beispiele: Wechselkröte und Erdkröte. Die Laichgewässer können sehr ähnlich sein, gerade weil die Erdkröten Opportunisten sind. Die Laichgewässer für Erdkröten enthalten aber Pflanzen oder Äste, die Wechselkrötengewässer sind gänzlich ohne Struktur.
Wechselkröte - Gelbbauchunke: Die Gelbbauchunkengewässer haben Struktur und werden eher rinnenförmig und klein angelegt.

Grüße,
Mario

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Maxi (29.05.2014), Pondus Maccus (04.06.2014)

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