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Inshi

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Sonntag, 12. April 2009, 12:58

Batrachochytrium dendrobatidis – ein kleiner Pilz macht große Probleme

Hallo liebe user,
dieser Text wurde von Christina (Callmell) bereits im Axolotl-Online Forumveröffentlicht. Da der Sachverhalt so wichtig ist, haben wir uns entschlossen, ihn auch bei Feuersalamander.com einzustellen.


Zusammenfassung Draco Artikel - Heft über Amphibiensterben von 2008 von Dr. med. vet. Frank Mutschmann

Diese Mykose (Pilzinfektion) ist eine große Gefahr für unsere Amphibien und tritt in der letzten Zeit leider auch vermehrt bei unseren Aquarien- und Terrarientieren auf. Er ist nicht mehr nur auf Wildfänge beschränkt!

Ich werde versuchen ein paar Eigenschaften dieses Pilzes bzw. der Infektion zu erklären. Ich möchte keine Panik verbreiten, aber um etwas Achtsamkeit bitten und um Einhaltung von Quarantäne wenn man sich neue Tiere in den Bestand holt (auch Schnecken!!!!!). Dr. Mutschmann hat uns daher einen Text zur Verfügung gestellt
Auch möchte ich die Halter bitten, bei unklaren Symptomen einen Amphibienspezialisten aufzusuchen bzw. Probenmaterial wie Tupferproben zu Exomed zu schicken.

Einleitung
Im Zusammenhang mit dem weltweit zu verzeichnenden Problem des signifikanten Rückganges der Amphibienpopulationen („amphibian decline“) tritt immer stärker eine Erkrankung in den Mittelpunkt der Diskussion, welche gemeinhin als „Chytridiomykose“ bezeichnet wird und im Verdacht steht, ganze Populationen zu bedrohen oder das Aussterben einzelner Arten verursacht zu haben. Besonders gravierende Bestandseinbrüche im Zusammenhang mit dieser Infektion waren und sind in Australien und Amerika zu verzeichnen, mittlerweile ist die Erkrankung auch in Europa und Afrika aufgetreten und bei weit mehr als 100 Amphibienarten nachgewiesen worden. In den folgenden Ausführungen sollen die wesentlichen, derzeit bekannten Fakten zur Erkrankung kurz erläutert werden.

Erläuterungen der Mykose:
Als infektiöses Stadium fungieren die beweglichen Zoosporen, welche entweder von Tier zu Tier über Körperkontakt übertragen werden oder über das Wasser ihren Wirt aufsuchen. PIOTROWSKI et al. (2004) konnten experimentell nachweisen, dass die Sporen jedoch nur eine begrenzte Schwimmfähigkeit aufweisen, diese innerhalb von 24 Stunden verlieren und maximal Distanzen bis zu 2 cm zurücklegen.
Der Batrachochytrium hat keine Hyphen (fadenförmige Zellen der Pilze). Er ist normalerweise ein Algen- oder Pflanzenparasit, befällt aber auch Weichtiere (Mollusken) wie Schnecken. Bekannt wurde er durch Baumsteigerfrösche aus Südamerika welche mit diesem Pilz infiziert waren, der ganze Populationen ausgerottet hat.
Dieser Pilz ist daher hoch pathogen! Er hat eine hohe Mortalität (Sterblichkeit infizierter Tiere) von 7 - 31 Tagen. Ein Kontakt tritt meist von Tier zu Tier (Frosch zu Molch oder Schnecke zu Molch) auf. Alle Amphibien können Wirte sein.
Der Pilz ist allerdings an Feuchtigkeit gebunden und bei Trockenheit kurzlebig (weniger als 24 h). Nur die Sporangien (Behälter, wo die Sporen gebildet werden) überleben auch Trockenheit. Der Erreger mag lieber tiefere Temperaturen (leider wie unsere Amphibien auch). Mit hohen Temperaturen (über 48 °C) kann man ihn abtöten. Der Erreger ist auch PH-sensibel und sein Optimum liegt bei einem PH von 6 - 7.
Chytridiomykose (Batrachochytrium dendrobatidis) befällt normalerweise Tiere nach der Metamorphose, da diese Tiere mehr Keratin besitzen wo sich der Pilz einnisten kann. Allerdings hat er die höchste Mortalität während der Metamorphose.

Zur Klinik:
Dass exogene Stressoren (Klima, Populationsdruck, Transport usw.) den Ausbruch der Krankheit provozieren, lässt sich statistisch bei der Auswertung eigener Daten nachvollziehen. In Terrarien gehaltene Amphibien erkrankten und verendeten zu mehr als 80% nach Änderung der Haltungsbedingungen (intensive Beregnung, Temperaturabsenkung), bzw. nach Transport oder kurz nach dem Erwerb.
Todesfälle aufgrund einer Bd-Infektion sind bei Amphibienlarven kaum zu erwarten, anders als bei Tieren während oder kurz nach der Metamorphose oder aber bei adulten Amphibien. Die klinischen Anzeichen bei infizierten adulten Tieren sind in der Regel unspezifisch und sehr verschieden. Mitunter verenden befallene Frösche spontan, ohne vorherige Krankheitsanzeichen. In anderen Fällen zeigen sich Farb- oder Pigmentänderungen im Bereich der äußeren Haut, vermehrte Häutungsschübe, Hyperkeratosen (Verdickungen der Hornschicht), Verhaltensänderungen, Apathie, Bewegungsstörungen, Krämpfe usw.. Sekundäre bakterielle oder andere Pilzinfektionen können das Krankheitsbild verstärken, Hautaufbrüche oder Anzeichen von Sepsis („Red leg“) werden beobachtet. Erkranken infizierte Tiere, so verläuft die Infektion meist tödlich.

Bei spontanen Todesfällen, die nicht alle Tiere des Bestandes treffen können, sollte man hellhörig werden und die toten Tiere zur Sektion zu Exomed schicken!
Als Nebenbefunde können Fettleber oder Leberdegeneration sowie eine Ödembildung auftreten. Auch eine Nephrose oder Nephritis kann auftreten.

Diagnostik:
Die Einfärbung der Präparate mit immunologischen Markern (Immunoperoxidase- Verfahren), welche eine eindeutige Identifikation der Erreger zulässt, ist deshalb sehr vorteilhaft. Auch die Untersuchung von Hautabklatschpräparaten ist so möglich. Als derzeit modernstes (auch als „nicht-invasives“) Verfahren hat sich die PCR („Polymerase-Kettenreaktion“) in Form einer spezifischen „Real Time PCR“ etabliert, die derzeit als diagnostischer „Goldstandard“ gilt. Mit diesem molekularen Verfahren kann auch die Befallstärke eingeschätzt und in kurzer Zeit größere Probenmengen abgearbeitet werden. Als Probenmaterial eignen sich Hautabstriche. Zudem kann die PCR auch bei der Untersuchung von geringvolumigen Wasserproben Verwendung finden (WALKER et al., 2007). Inwieweit die verwendeten PCR-Tests für Bd spezifisch sind, ist aufgrund unzureichender Daten zur inner- und interspezifischen genetischen Variabilität von Chytridiomyceten bislang nicht geklärt.
So kann zurzeit nicht völlig ausgeschlossen werden, dass „falsch positive“ Befunde bei Vorliegen eng verwandter Pilze aufgrund struktureller Übereinstimmungen in der Erbsubstanz (DNA) auftreten (OHST et al., 2006). Hinzu kommt, dass ein Erregernachweis allein keine Aussage über seine ursächliche Bedeutung bei der Entstehung einer Erkrankung geben kann, da auch latent (ohne klinische Symptome) infizierte Tiere positive Ergebnisse bei der PCR liefern können.

Hygiene:
Unabhängig von den geschilderten Problemen stellt der Pilz auch eine Gefahr für Terrarientiere und somit auch für Arterhaltungszuchtprogramme dar. Eigene Untersuchungen haben bestätigt, dass in Terrarienanlagen BD weit verbreitet ist und die derzeit am häufigsten diagnostizierte Verlustursache von Amphibien in menschlicher Obhut in Deutschland darstellt. Obwohl eine Therapie mit verschiedenen Antimykotika möglich ist, kommt die Behandlung deutlich kranker Tiere in der Regel zu spät und kann im günstigsten Fall lediglich den restlichen Bestand schützen. Deshalb ist eine ordnungsgemäß durchgeführte Quarantäne neu erworbener Tiere eine grundlegende Voraussetzung zum Schutz der Bestände. Im Falle des Krankheitsausbruches oder des Nachweises Bd-positiver Tiere dürfen keine Tiere abgegeben werden oder kontaminierten Gegenstände (z.B. Abfälle oder Abwasser) in die Umwelt gelangen. Abfälle und Abwasser sollten entweder stark erhitzt (Kerntemperatur mindestens 60° C) oder chemisch desinfiziert werden (fungizide Desinfektionsmittel).


Also bitte bei unklaren Todesfällen die Tiere einschicken (www.exomed.de) und auf gute Wasserhygiene achten sowie eine Quarantäne unbedingt einhalten! Exomed steht beratend zur Verfügung. Bei weiteren Fragen könnt ihr Euch auch gerne an die Administration dieses Forum wenden (insbesondere Christina). Wir können Hilfestellung geben, wie man Proben einschickt und später bei der Durchführung der Behandlung Tipps geben.

Das komplette Manuskript mit Literaturangaben hat Dr. Mutschmann zur Verfügung gestellt

Das Moderatoren- und Admin- Team
Halte verschiedene Tiere der Gattung Salamandra und einige andere Urodelen

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Inshi« (12. April 2009, 12:59)


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