Nicht verfüttern
Guten Abend,
die meisten der von uns gepflegten Amphibien werden sicher zunächst einmal reflexartig zuschnappen - und dann ausspucken, wenn es verdächtig oder nicht genießbar ist (wie z.B. oft bei Kompostregenwürmern), aber ich würde nicht damit rechnen, dass ein einzelnes Futtertier giftig genug ist, um eine ernste Gefährdung zu verursachen. (Allerdings würde ich Bienen und Wespen auch nicht versuchsweise anbieten, also die Probe auf's Exempel stellen wollen)
Der Aufwand für das Verfüttern hängt sicher vom Zugang ab: ich hatte bis letztes Jahr zB einen großen Viburnum-Strauch im Garten und habe noch Stachelbeeren im Garten stehen, die regelmäßig mit Raupen befallen sind, so dass ich mich also eher wie im Schlaraffenland bedienen kann. Der Viburnum war sogar jedes Jahr so stark befallen, dass ich trotz Absuchens (und anschließenden Verfütterns) die Pflanze auf gärtnerischen Rat aufgeben musste. Beim Verfüttern der Raupen habe ich aber festgestellt, dass meine Amphibien sehr unterschiedlich auf das Angebot reagieren, wobei meine
Notophthalmus viridescens jeweils am vorsichtigsten oder wählerischsten waren und zum Beispiel von diesen Raupen nie gefressen haben. Könnte natürlich sein, dass die Giftstoffe gewittert habe. Sie lassen allerdings sogar Wachsmaden links liegen, wenn ich die einmal zu kräftig mit Korvimin eingestäubt habe,insofern scheinen auch Unterschiede im Sinne von wählerisch/vorsichtig zu existieren.
Den Gegenpol bilden meine
Bombina orientalis: die haben immer alles sofort weg geputzt (und auch nicht wieder ausgespuckt, obwohl sie das auch "können"), also sowohl die verschiedenen Raupen als auch Regenwürmer vom Kompost.
Als ich noch Bergmolche gepflegt und gezüchtet habe, waren die eigentlich auch immer ziemlich wenig zimperlich und dasselbe vermute ich von Teichmolchen, deren Pflege bei mir allerdings so lange zurück liegt, dass ich deren Verhalten gegenüber unterschiedlichem Futter nicht mehr erinnere.
Bei den Molchen habe ich im Laufe der Jahre immer mehr die Verfütterung von Futtertieren
auf der Wasseroberfläche zu schätzen gelernt, am einfachsten natürlich (eingestäubte) Drosophila, die ich seit vielen Jahren züchte, aber in der warmen Saison sehr gerne Blattläuse. Die lassen sich übrigens sehr gut "ernten", wenn man den befallenen Zweig ein bißchen über ein Fanggefäß (Becher o.ä.) biegt und dann mit einem Pinsel über die befallene Stelle streicht. Im Nu lassen die Läuse sich vom Zweig fallen und man hat sie dann gleich im Becher - was sowohl unterwegs funktioniert als auch, wenn man die Pflanzen vor der Tür hat, oder im Garten, im Vorgarten, in Nachbars Garten oder am Straßenrand (Augen aufmachen!). Aus diesem Grund bin ich mittlerweile auch gar nicht unglücklich, wenn ich bei unserer vielen Zimmerpflanzen einmal Lausbefall entdecke, denn der wird auf die beschriebene Weise "geerntet", anstatt bekämpft. Und dadurch hatte ich zum Beispiel im Februar - also weit vor der Zeit, in der man in der Natur Läuse finden und ernten kann - für meine Molche eine schöne Ergänzung zu ihrem Standardspeiseplan.
Die auf dem Wasser strampelnden Läuse finden die Molche garantiert und lernen in kurzer Zeit, die Tiere mit einem Schnapp zu erwischen. SEHR zu empfehlen, zumal es bei unseren einheimischen Molchen ohnehin ihrem natürlichen Speiseplan besonders während der Wassersaison entsprechen wird, denn Läuse werden ständig durch den Wind auch auf Wasseroberflächen geweht und werden dort zwar meist von den schnelleren Fischen verzehrt, aber eben auch von den Molchen.
Schönen Gruß
Aquater