Notophthalmus viridescens ist hierzulande dafür bekannt, dass er in der Regel leicht (und eher billig) zu erwerben ist, aber gleichwohl als heikel gilt und dem erfahrenen Molchhalter vorbehalten sein sollte. Insbesondere scheinen Nachzuchten in Deutschland eine Seltenheit zu sein.
Zu dieser Molchart, die ich inzwischen in der F2-Generation pflege, gibt es auf diesem Forum eine außerordentlich reich beschriebene und wunderbar bebilderte Serie von Beiträgen, die überwiegend von Herrn Frank aus Aachen stammen und auf die jeder, der an diesen außerordentlich reizvollen und (teilweise) dauerhaft aquatilen Molchen Interesse hat, verwiesen sei.
Über N.v. gibt es ansonsten nur spärliche Literatur, positiv zu erwähnen ist die Haltungsbeschreibung von P. Bachhausen
http://www.salamanderseiten.de/weitere/N…/Uebersicht.htm
und natürlich wird N.v. auch in dem Klassiker von Kurt Rimpp (Salamander & Molche, Ulmer Verlag) erwähnt bzw. beschrieben.
Die mit Abstand differenzierteste Darstellung, die allerdings auf biologische Aspekte fokussiert und Fragen der Terrarienhaltung nicht aufgreift, stammt von Hunsinger & Lannoo und kann frei über die Amphibiendatenbank aufgesucht werden:
http://www.amphibiaweb.org
Dort findet sich unter anderem der verblüffende Hinweis, dass junge Molche dieser Art während der (2 bis 7 Jahre dauernden) Landphase bis zur Geschlechtsreife Vorzugstemperaturen von 26° bis 28° aufgesucht hätten!
Wenn man sich zudem das riesige Verbreitungsgebiet von N.v. vor Augen führt, (siehe unter:
http://www.pwrc.usgs.gov/armiatlas/maps/not_viri.jpg
welches Staaten/Landstriche mit sehr hohen Durchschnittstemperaturen einschließt, und wenn man zudem bedenkt, dass die erwachsenen (aquatilen) Tiere sich nach Hunsinger & Lannoo
bevorzugt in sonnigen Gewässerabschnitten aufhalten, bei denen es durch Aufheizung unmittelbar unter der Wasseroberfläche sicher auch zu beachtlich hohen Temperaturen kommen dürfte, dann stellt sich die Frage, ob wir N.v. nicht zu kalt halten, weil wir die Pflege dieser Tiere vielleicht zu Unrecht an der Messlatte unserer einheimischen Molche ausrichten. Bei Rimpp heißt es etwa, dass bei den aus den warmen Gebieten stammenden Unterarten von N.v. Wassertemperaturen von 24° "ertragen" würden und die Nominatform aus den "gemäßigten" Gebieten "bis 20°" zu halten sei.
Ich war bei meinen Tieren schon vor längerer Zeit dazu übergegangen, sie in der Winterzeit bei Temperaturen um 15° zu halten, wofür ein Heizstab (im Kelleraquarium) sorgen musste, und hatte dabei beobachtet, dass sich die Tiere ständig in unmittelbarer Nähe zum Heizstab aufhielten.
Das zeigen die Tiere auch jetzt in der Übergangsphase, in der ich sie wieder in Kelleraquarium halte. Wie das Foto zeigt, suchen diese Tiere selbst bei Temperaturen, die an der Wasseroberfläche um 20° liegen, immer noch bevorzugt direkt den Platz am Heizstab auf, wo sie naturgemäß auf viel höhere Temperaturen treffen. Auch einen Halogenspot, den ich zeitweilig in Betrieb hatte, haben sie immer gern aufgesucht (gewissermaßen im Wasser in der Sonne liegen).
Dass die Tiere niedrige Temperaturen (als Überwinterungstemperatur) verkraften, steht außer Frage und Lannoo & Hunsinger schreiben, dass die Tiere bei 5-6° in eisfreien Gewässern dauerhaft im Wasser verbleiben, während sie das Wasser bei niedrigem Wasserstand
und HOHEN Temperaturen
verlassen (vermutlich weil es die Gefahr der Gewässeraustrocknung ankündigt).
Da wir bei dieser fraglich zu Recht als "heikel" bezeichneten Molchart ja noch auf der Suche nach den passenden Haltungsbedingungen sind, möchte ich hiermit also dafür plädieren, die Toleranz dieser Tiere für Temperaturen, die wir bei unseren einheimischen Molchen (vielleicht auch zu Unrecht?) als viel zu hoch einschätzen würden, nicht zu unterschätzen. Beziehungsweise in Erwägung zu ziehen, dass auch die Nominatform Temperaturen von 24° nicht nur "erträgt", sondern womöglich gut findet.
Eine kühle Phase von mindestens 6 Wochen mit Temperaturen zwischen 12° und 15° wird es bei mir dennoch als Winterimitat geben, schon um die Hoffnung auf weiteren Nachwuchs zu nähren, wobei diese Molche - soweit ich weiß wegen Ihrer Giftigkeit während der Jugendphase - eine für Molche ungewöhnlich Tagesaktivität zeigen, wodurch sie auch als Landgänger ausgesprochen attraktive Pfleglinge sind.
Schönen Gruß
Aquater