Original von MagOO
In unserm Becken treibt ein Eheim Rundkopf Filter sein Unwesen (EHEIM Aquaball).
Igitt, das iss nix gutt! Schon die Grundkonstruktion dieses Filters ist eigentlich ein Faustschlag ins Gesicht aller Erkenntnisse der letzten 30 Jahre. Mit der unsinnigen Durchströmung des bescheidenen Filtermaterials ist dieses Teil kaum in der Lage, ein Strömungsbecken ausreichend zu befiltern, geschweige denn eines für Axolotl, in dem man mit der Wasserströmung geizen sollte, wo man nur kann.
Allerdings hat Eheim wohl unabsichtlich mit dem Aquaball-System den perfekten Zylinder-HMF-Bausatz geliefert, mit dem sich aus einem richtig dummen Filter ein richtig schlauer machen lässt. Die Aquaball-Pumpe ist nämlich gar nicht schlecht (da muss man nur die mangelhafte Regelbarkeit beheben), und die Filterkörbe bilden, wenn man sie ihres nutzlosen Inhalts entledigt, das perfekte Gerüst für eine zylindrische Filtermatte.
Wenn du den Filter so umrüsten willst, brauchst du an Material nur noch ein Stück grobe Filtermatte (2 oder 2,5 cm dick), etwa 6 cm 12/16er Schlauch (entweder Aquarienschlauch oder 1/2"igen Garten-etc-Schlauch), ein Regelventil für den Schlauch (Eheim, Gardena, Eigenbau, egal), einen mittelgroßen Stein und etwas Nylonschnur (z.B. Angelschnur). An Werkzeug ein Messer (am komfortabelsten ein Cutter mit Abbrechklingen) und eine Nähnadel (hier am komfortabelsten eine gebogene Ledernadel).
Anleitung:
1. Entferne das Filtermaterial aus dem untersten Filterkorb und lege stattdessen den Stein hinein. Er dient als Standgewicht für das Konstrukt.
2. Wickle die Filtermatte um die Filterkörbe und stelle so fest, wo du die Matte abschneiden musst, damit sie genau einmal um die Körbe herum passt. Schneide die Matte dann so zu, dass du sie einmal um die Körbe legen kannst und ihre Kanten ohne Zwischenraum aufeinander stoßen.
3. In der Höhe schneidest du die Matte so, dass das "Mattenrohr" vom Boden des Aquariums (ohne Bodengrund) bis etwas über den Wasserspiegel reicht.
4. Nun schneidest du ein Loch für den Schlauch in die Matte. Das Loch sollte sich in der Breite in der Mitte der Matte befinden, in der Höhe knapp unterhalb des Wasserspiegels. Es sollte so klein sein, dass man den Schlauch gerade durchstecken kann, ohne dass seitlich des Schlauchs noch Wasser eingezogen werden kann.
5. Lege die Matte zu einem "Rohr" (dabei kannst du die Filterkörbe als Hilfsstütze verwenden) und vernähe die aufeinander stoßenden Kanten. Vorsicht, das Mattenmaterial ist nicht sonderlich stabil und reißt leicht ein.
6. Schiebe den ganzen Aquaball mit den Filterkörben in die Matte und positioniere ihn so, dass der Auslassstutzen der Pumpe durch das Loch in der Matte zeigt. Das Filtermaterial in den Körben (außer dem untersten, in dem sich ja der Stein befindet) bleibt vorläufig noch drin, da es (soweit es dazu in der Lage ist) die Filterung übernehmen muss, bis sich in der Matte eine nennenswerte Bakterienflora gebildet hat.
7. Schiebe durch das Loch in der Matte ein etwa 3 cm langes Stück Schlauch auf den Auslassstutzen. Auf den Schlauch setzt du dann das Regelventil und an dessen andere Seite wieder ein Stück Schlauch.
8. Wenn du beim Nähen nicht allzu erfolgreich warst, i.e. die Naht nicht besonders stabil erscheint, kannst du die Matte zur Stabilisierung nun noch mit ein paar Windungen Schnur umwickeln, aber nicht zu straff! Wenn die Schnur die Schaumporen stark zusammenquetscht, mindert das die Filterleistung.
9. Im Aquarium schaufelst du an einer beliebigen Stelle (an der Rückwand, bietet sich an) den Sand weg, stellst den Filterzylinder auf den nackten Bodengrund und schaufelst dann den Sand wieder dran, so dass der Filter quasi im Boden steckt.
10. Nun schaltest du die Pumpe ein und regelst den Wasserfluss mit dem Ventil auf ein vernünftiges Maß (entsprechend der Mattengröße ca. 4 - 5 cm Wasserdurchsatz pro Minute auf die Fläche).
Voilà - schon haben wir mit einer halben Stunde Bastelaufwand aus einem
richtig schlechten Filter einen
richtig guten gemacht! Übrig bleibt der Pumpenhalter mit den Saugnäpfen, der erstmal nicht mehr benötigt wird. Den kannst du dir an Halloween auf den Kopf klemmen und behaupten, du wärst als Mork vom Ork verkleidet.
Da der Auslass des Konstruktes ein Schlauch ist, können dahinter alle üblichen Systeme zur Strömungdiffusion (z.B. Düsenrohr) angebracht werden, falls die konzentrierte Strömung bei gewünschter Durchsatzmenge noch zu hoch ist.
Das "Venturi-System" des Pumpenauslasses (kleines Schläuchlein zum Luft-mitreissen) kannst du entweder dranlassen (nicht, weil es funktionieren würde, sondern nur, um das Loch dicht zu machen) oder abnehmen und stattdessen den Luftschlauch deiner Membranpumpe anschließen, was den Ausströmerstein einspart.
Statt der zylindrischen Form kann man natürlich auch einen Eck-HMF (wie z.B.
hier) mit der Aquaball-Pumpe betreiben. Da allerdings ist die runde Form eher ein Nachteil. Seitenwand-HMFs fallen aus ebendiesem Grund ganz flach.
Ich würde wirklich dringendst dazu raten, diesen Bastelaufwand zu betreiben. Die einzige Alternative dazu wäre, den ganzen Filter gegen einen anderen auszutauschen, denn der Aquaball ist im Lieferzustand wirklich der für Axolotl so ziemlich ungeeignetste überhaupt (mal abgesehen von solchen Scherzen wie Fluval 1plus oder Elite Stingray, was eher Gimmicks als Filter sind, die für überhaupt nichts sinnvoll eingesetzt werden können).
Um nochmal auf die Schnecken und die Wassertrübung zurückzukommen: Ich kann mir irgendwie beim besten Willen nicht vorstellen, wie die Schnecken das verursacht haben sollen (ganz im Gegenteil). Ich denke eher, dass zufällig zum gleichen Zeitpunkt, als du die Schnecken entfernt hast, die Trübung ausgeflockt ist und jetzt als Mulmschicht rumgammelt. Dass das Wasser jetzt klar ist, erfreut zwar den Menschen, der in seinem Aquarium auch was sehen möchte, aber den Axolotln ist das herzlich egal. Es gibt sowohl trübes gesundes Wasser (ist aber im Aquarium so selten wie unbeliebt) als auch klares krankes. Keinesfalls solltest du aus der Klarheit des Wassers schließen, dass es nicht in hohem Maße belastet sein könnte; Aufschluss bekommst du nur auf zwei Weisen: Entweder, du wartest ab, ob deine Tiere krank werden und sterben, oder du führst regelmäßig Wassertests auf pH, Nitrit und Nitrat durch, passt deinen Wasserwechselrhythmus den Messergebnissen an und änderst ggf. deine Filterstrategie. Selbstverständlich ist die zweite Methode zu bevorzugen.
Und noch zu den Pflanzen: Ich habe zwar keine Ahnung, was das für welche sind, aber der rotblättrigen wird wahrscheinlich kein langes Leben beschieden sein, da naturgemäß alle rotblättrigen Pflanzen für ihre Photosynthese viel mehr Licht benötigen, als Axolotl tolerieren würden. Empfehlen kann ich Hornkraut (das allerdings allen bodenwachsenden Pflanzen das Licht rauben wird, was aber wiederum die Finstermänner (=Axolotl) erfreut) und, speziell zur Bepflanzung der Filtermatte beim HMF, Javamoos. Mit dieser Kombi kann man ein Axolotlbecken massiv begrünen und die nährstoffvernichtende Wirkung der Pflanzen voll ausnutzen, braucht aber keine Bodenbepflanzung (was einerseits die Reinigung und Fütterung erleichtert, andererseits eine starke Beleuchtung bis auf den Bodengrund unnötig macht und in Axolotlbecken aufgrund der Ruppigkeit der Tierchen eh nie für eine wirklich ausreichend nutzbringende Dimensionierung ausreichen wird).
Tschöö
Stephan