Hallo,
das mit unseren Nachbarn ist nicht so einfach zu überblicken. Ich habe ja letztes Jahr aus Holland zwei Zuchtgruppen Molche bekommen und mich entsprechend mit dem dortigen Freund darüber unterhalten. Grundsätzlich sieht es so aus, dass auch in den Niederlanden wie in jedem Land der EU die entsprechenden Schutzbestimmungen gelten: EU-ArtenschutzVO, Berner Konvention, FFH-Richtlinie, WA/CITES.
Normen, die diese Vorschriften aufweichen, sind nicht zulässig. In den Niederlanden gelten aber Verschärfungen, die sind im Rahmen der EU möglich: es dürfen keine Arten gehalten werden, die auch in den Niederlanden vorkommen. Arten! Daher sind sämtliche Unterarten (=Rassen) von Salamandra salamandra verboten. Dasselbe gilt für Molche: cristatus, vulgaris, alpestris, helveticus. Dagegen sind dobrogicus, carnifex, karelinii erlaubt. Was grundsätzlich Schwachsinn ist, weil diese sich auch mit cristatus kreuzen könnten, falls sie ausbrechen oder ausgesetzt würden. Und das soll ja der Sinn dieses Verbots sein. Marmoratus, pygmaeus usw. sind sowieso erlaubt. Obwohl auch marmoratus Naturhybriden mit cristatus erzeugt. Mehr muss man zum Sachverstand im Naturschutz eigentlich nicht mehr ausführen. Ich habe nämlich carnifex aus Holland mit offiziellen Papieren. Die sind ebenso für alle anderen Arten erforderlich, die in der EU-ArtSchVO stehen. Da drin sind auch Neurergus, T. vittatus, S. infraimmaculata (als Unterart, dadurch automatisch auch als Art erfasst! Das wird oft falsch interpretiert: nicht Taxons sind geschützt, sondern die Tiere. Ändern sich die wissenschaftlichen Einordnungen, hat das keinen Einfluss auf den Schutzstatus). Übrigens hat die Türkei aus Gründen ihres Beitrittswunsches bereits die EU-Artenschutzverordnung "unterzeichnet". In der Praxis heisst das nur, dass die türkische Fauna und Flora nach den Maßstäben der EU in die EU-ArtSchVO integriert wurde (für uns relevant: Triturus spp., Neurergus spp., Salamandra spp. weil diese Gattungen mit Ausnahme von Neurergus in der EU generell unter Schutz stehen). In der Türkei selber gelten andere Vorschriften, aber die Urodelen sind dort auch geschützt und Zuwiderhandlungen werden verfolgt. Das nur an alle, die mit dem Gedanken spielen, in der Türkei Amphibien sammeln zu wollen. Türkische Gefängnisse sind nicht wirklich nett. Und die Geschichte mit dem Touristen und dem Stein sollte Exempel genug sein. In fast allen Ländern mit interessanter Fauna sieht es übrigens ähnlich aus, von Brasilien (die sind knallhart!) bis hinein nach Afrika (die brauchen das Geld).
Das ist die aktuelle Situation für die Niederlande, entsprechendes gilt auch in Frankreich, Spanien und Italien - und seit neuestem auch in Österreich! Ja, richtig, unsere Brüder im Südosten haben jetzt beschlossen, die Haltung von Wildtieren generell zu verbieten! Details kenne ich noch nicht, aber in Italien gilt ein entsprechendes Gesetz seit Oktober 2003. Dadurch ist das Einführen und Besitzen von Wildtieren absolut verboten. Die Ausführung lässt noch auf sich warten, aber es wird erst einmal so sein, dass aus der Natur entnommene Exemplare verboten sind. Später wird der Begriff Wildtiere zweifelsohne auf alle Tiere ausgedehnt werden, die "nicht von wild lebenden Exemplaren unterschieden werden könne". Das wird krass für uns, weil dadurch sämtliche Amphibien mit Ausnahme von domestizierten (Zucht-) Formen verboten werden. Das steht nach Italien und Österreich für die gesamte EU an. Die Österreicher haben schon gesagt, dass sie sich wünschen, dass diese Regelung bald in der gesamten EU gelten möge. Die Richtung ist also klar: die sogenannten organisierten Natur- und Tierschützer (ich nenne sie die "Geldmafia im Tierschutzmäntelchen") wollen uns unser Hobby verbieten und den Menschen immer mehr von der Natur entfernen. dadurch erhöht sich die Spendenbereitschaft: je dramatischer die Situation dargestellt wird, desto mehr Spenden, und je weniger die Menschen noch von der Natur begreifen, umso mehr Spenden, und wenn man der Industrie schon nicht beikommt, die unseren Planeten vernichtet, dann feiern wir eben Pyrrhus-Siege gegen die privaten Tierhalter.
Freunde, wir sind auf der Verliererstraße! Und die ist eine Sackgasse und nicht mehr lang. Und die DGHT entblödet sich nicht, auch noch ein EU-weites "Forum" mit zu initiieren, das nichts anderes im Sinn hat, als unsere Möglichkeiten immer weiter einzuschränken. Herzlichen Glückwunsch! Wir haben mit den VDA bereits in den 80er und 90er Jahren das Schlimmste verhindert, aber unsere Gegner werden NIEMALS AUFHÖREN. Mit Organisationen wie dem BNA werden wir nichts erreichen, das sind schon fast Beamte. Die DGHT wird auch nichts unternehmen, im Gegenteil.
Zurück zu Holland: Es ist dort per Gesetzt also verboten, irgendeine Unterart von Salamandra salamandra einzuführen oder zu besitzen (mit Ausnahme wissenschaftlicher Sondergenehmigungen). Wer welche dorthin verbringt, macht sich also strafbar. Und die lieben deutschen Behörden leisten da gerne Amtshilfe.
So, habe es ergänzt. Und, leichtes Stechen in der Bauchgegend?
Steffen
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Steffen Hellner« (29. Mai 2004, 10:09)