Original von Lari
Hallo Leute.
Was kommt bei einer Verpaarung zw. Weißen und Albinos raus?
Wildfarbene oder?
Hi Lars,
so einfach lässt sich die Frage nicht beantworten. Du gehst hier m.E. von falschen Voraussetzungen aus:
1. Der Phänotyp einer Farbform ist nicht identisch mit dem Genotypen. Zwar lässt sich an der Färbung klar absehen, ob das Tier homozygot für ein bestimmtes rezessives Gen ist; ist es aber nicht homozygot für das rezessive Gen, kann es wahlweise homozygot für das dominate Pendant oder heterozygot dominant/rezessiv sein.
Um den Genotypen halbwegs sicher zu bestimmen, ist es zumindest nötig, die gesamten Farbvarianzen eines Geleges mit den beiden Varianten der Elterntiere zu vergleichen. Meist reicht auch das nicht aus; um ein heterozygotes Genpaar zu identifizieren, ist normalerweise der Vergleich mit weiteren (Vorgänger- oder Folge-)Generationen nötig.
2. Die Erbinformationen, die bestimmen, ob ein Tier leukistisch (= weiß oder weiß mit Sprenkeln) oder albinoid (= frei von Melanophoren) wird, belegen nicht etwa ein, sondern verschiedene Gene und sind frei kombinierbar. Es gibt hier kein "Entweder oder", vielmehr ist die Frage, wie sich verschiedene Kombinationen phänotypisch auswirken.
Im Folgenden mal ein paar Beispiele, wobei ich mich auf die Terminologie von
John Clare stütze:
Nehmen wir an, du hast einen Weißling mit schwarzen Augen, weißer bis rosa Grundfarbe und mehr oder weniger ausgeprägten dunklen Sprenkeln. Das einzige, was du an seinem Phänotypen im Bezug auf den Genotypen klar ablesen kannst, ist die Information über das Vorhandensein homozygoter Paare rezessiver Gene:
Das D/d-Paar ist (d/d).
Das M/m-Paar ist ungeklärt, also (M/M), (M/m) oder (m/m).
Das A/a- Paar ist nicht (a/a), also entweder (A/A) oder (A/a).
Das AX/ax-Paar ist nicht (ax/ax), also entweder (AX/AX) oder (AX/ax).
Der Genotyp dieses Tieres könnte also einer der folgenden sein:
(d/d) (M/M) (A/A) (AX/AX)
(d/d) (M/M) (A/A) (AX/ax)
(d/d) (M/M) (A/a) (AX/AX)
(d/d) (M/M) (A/a) (AX/ax)
(d/d) (M/m) (A/A) (AX/AX)
(d/d) (M/m) (A/A) (AX/ax)
(d/d) (M/m) (A/a) (AX/AX)
(d/d) (M/m) (A/a) (AX/ax)
(d/d) (m/m) (A/A) (AX/AX)
(d/d) (m/m) (A/A) (AX/ax)
(d/d) (m/m) (A/a) (AX/AX)
(d/d) (m/m) (A/a) (AX/ax)
Nehmen wir weiter an, du hast ein Gold-(nicht Gelb- und nicht Weiß-)Albino, also ein Tier mit gelber Grundfarbe, Iridophoren und roten bzw. pigmentlosen Augen. Die Informationen, die uns hier der Phänotyp gibt, sind:
Das D/d-Paar ist nicht (d/d), also (D/D) oder (D/d).
Das M/m-Paar ist nicht (m/m), also (M/M) oder (M/m).
Das A/a- Paar ist (a/a).
Das AX/ax-Paar ist nicht (ax/ax), also entweder (AX/AX) oder (AX/ax).
Hier wäre also der Genotyp einer der folgenden:
(D/D) (M/M) (a/a) (AX/AX)
(D/D) (M/M) (a/a) (AX/ax)
(D/D) (M/m) (a/a) (AX/AX)
(D/D) (M/m) (a/a) (AX/ax)
(D/d) (M/M) (a/a) (AX/AX)
(D/d) (M/M) (a/a) (AX/ax)
(D/d) (M/m) (a/a) (AX/AX)
(D/d) (M/m) (a/a) (AX/ax)
Wir haben also (natürlich nur bezogen auf die Färbung) 12 mögliche Genotypen beim Weißling und 8 mögliche Genotypen beim Goldalbino. Dies ergibt allein für die Kombinationsmöglichkeiten bei der Verpaarung 96 mögliche Kombinationen. Von diesen 96 picken wir uns jetzt mal eine einzige heraus, um uns anzuschauen, wie viele verschiedene Genotypen bei den Jungtieren daraus hervorgehen:
Vater (d/d) (M/m) (A/a) (AX/ax)
Mutter (D/d) (M/m) (a/a) (AX/ax)
Ich habe bewusst das Beispiel mit den meisten heterozygoten Paaren gewählt, das die meisten genotypischen Möglichkeiten auswirft. So erhalten wir die maximale Farbvarianz bei den Jungtieren.
Die möglichen Genotypen der Jungtiere sehen nun folgendermaßen aus (die entsprechenden Phänotypen sind dahinter angegeben):
(d/d) (M/M) (A/a) (AX/AX) = Phänotyp leukistisch
(d/d) (M/M) (A/a) (AX/ax) = Phänotyp leukistisch
(d/d) (M/M) (A/a) (ax/ax) = Phänotyp leukistisch
(d/d) (M/M) (a/a) (AX/AX) = Phänotyp leukistisch-albinoid
(d/d) (M/M) (a/a) (AX/ax) = Phänotyp leukistisch-albinoid
(d/d) (M/M) (a/a) (ax/ax) = Phänotyp axanthisch-albinoid
(d/d) (M/m) (A/a) (AX/AX) = Phänotyp leukistisch
(d/d) (M/m) (A/a) (AX/ax) = Phänotyp leukistisch
(d/d) (M/m) (A/a) (ax/ax) = Phänotyp leukistisch
(d/d) (M/m) (a/a) (AX/AX) = Phänotyp leukistisch-albinoid
(d/d) (M/m) (a/a) (AX/ax) = Phänotyp leukistisch-albinoid
(d/d) (M/m) (a/a) (ax/ax) = Phänotyp axanthisch-albinoid
(d/d) (m/m) (A/a) (AX/AX) = Phänotyp leukistisch
(d/d) (m/m) (A/a) (AX/ax) = Phänotyp leukistisch
(d/d) (m/m) (A/a) (ax/ax) = Phänotyp leukistisch
(d/d) (m/m) (a/a) (AX/AX) = Phänotyp melanoid-albinoid
(d/d) (m/m) (a/a) (AX/ax) = Phänotyp melanoid-albinoid
(d/d) (m/m) (a/a) (ax/ax) = Phänotyp melanoid-albinoid
(D/d) (M/M) (A/a) (AX/AX) = Phänotyp Wildform
(D/d) (M/M) (A/a) (AX/ax) = Phänotyp Wildform
(D/d) (M/M) (A/a) (ax/ax) = Phänotyp axanthisch
(D/d) (M/M) (a/a) (AX/AX) = Phänotyp albinoid
(D/d) (M/M) (a/a) (AX/ax) = Phänotyp albinoid
(D/d) (M/M) (a/a) (ax/ax) = Phänotyp axanthisch-albinoid
(D/d) (M/m) (A/a) (AX/AX) = Phänotyp Wildform
(D/d) (M/m) (A/a) (AX/ax) = Phänotyp Wildform
(D/d) (M/m) (A/a) (ax/ax) = Phänotyp axanthisch
(D/d) (M/m) (a/a) (AX/AX) = Phänotyp albinoid
(D/d) (M/m) (a/a) (AX/ax) = Phänotyp albinoid
(D/d) (M/m) (a/a) (ax/ax) = Phänotyp axanthisch-albinoid
(D/d) (m/m) (A/a) (AX/AX) = Phänotyp melanoid
(D/d) (m/m) (A/a) (AX/ax) = Phänotyp melanoid
(D/d) (m/m) (A/a) (ax/ax) = Phänotyp melanoid-axanthisch
(D/d) (m/m) (a/a) (AX/AX) = Phänotyp melanoid-albinoid
(D/d) (m/m) (a/a) (AX/ax) = Phänotyp melanoid-albinoid
(D/d) (m/m) (a/a) (ax/ax) = Phänotyp melanoid-albinoid
Wir erhalten also Jungtiere mit 36 verschiedenen Genotypen in 9 Phänotypen. Die statistische Häufung der Geno- und Phänotypen kannst du jetzt aber selbst abzählen, dazu habe ich keine Lust mehr.
Wie dominant sind "Harlekin" also gescheckte Tiere genetisch gesehen?
Diese Frage "geht nicht".
Dominanz ist nicht relativierbar. Und Farbschläge können nicht dominant sein, sondern nur Gene. Noch dazu ist der Harlekin eine Farbform, die nicht über das Vorhandensein, sondern zusätzlich über die Anhäufung von Pigmenten definiert ist (es handelt sich eigentlich nur um ein leukistisches Tier mit einer verhältnismäßig großen Zahl von Melanin-Pigmentzellen). Ob diese Anhäufung allerdings überhaupt genetisch konditioniert ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Fest steht, dass die allermeisten leukistischen Axolotl, die in ihrer Jugend am ganzen Körper "gescheckt" sind, die Melaninpigmente am Körper im Laufe des Aufwachsens größtenteils verlieren und nur am Kopf ein paar davon übrigbehalten. Einen adulten "Harlekin" habe ich persönlich, glaube ich, noch nie gesehen.
Tschöö
Stephan