Hi,
stimmt, das sind relativ viele Fragen auf einmal.
Ich versuche es aber einfach mal.
Erstmal: Richtig, der Luftheber wird als einziger Antrieb des Filters benutzt. Über die Vorteile könnte man Bände schreiben, ich gebe mal hier nur die wichtigsten in aller Kürze wieder:
1. Bei gleichem Wasserdurchsatz hat man mit einem Luftheber geringere Lokalströmungen als mit einer Kreiselpumpe. Das liegt daran, dass die Luftblasen im austretenden Luft/Wasser-Gemisch aufwärts streben und damit die Wasserströmung viel wirkungsvoller diffundieren, als man es mit einem Schaumdiffusor o.ä. könnte.
2. Ein Luftheber braucht extrem viel weniger Platz als eine Kreiselpumpe. So kann man den Raum hinter der Matte deutlich kleiner halten bzw. überhaupt erst den Antrieb hinter der Matte plazieren, was bei Kreiselpumpen (je nach Becken- und damit Mattengröße) oft nicht möglich ist.
3. Im Luftheber findet eine stark bewegte Exponierung von Wasser an Luft statt, was eine sehr gute Sauerstoffanreicherung des Wassers bewirkt.
4. In den Turbinen von Kreiselpumpen herrschen extreme Lokalströmungen, außerdem wirken die Turbinenflügel wie ein Schredder. Daphnien, Cyclops etc., die lebend in eine Kreiselpumpe hineingeraten, kommen nicht lebend am anderen Ende wieder heraus. Selbst Pantoffeltierchen dürften das oft nicht lebend überstehen. Im Luftheber dagegen ist die Strömung völlig linear, und mechanisch bewegte Elemente gibt es nicht. Kleine Tiere können daher eine Tour durch den Filter machen, ohne Schaden zu nehmen.
5. Durch die Vermischung von Wasser und Luft steigt die Verdunstung an, was dem Wasser thermische Energie entzieht. Dadurch kommt der durchaus schon nennenswerte Kühleffekt von Lufthebern zustande. Um einen gleichen Effekt mit einer Kreiselpumpe zu erzielen, müsste man den Auslauf mehrere cm über der Wasseroberfläche positionieren. Das allerdings würde wieder ungeliebte Strömung verursachen und deutlich mehr Krach machen als eine Membranpumpe.
6. Luftschläuche sind unkomplizierter und gefahrloser zu handhaben als Stromleitungen. Man kann sie beliebig verzweigen und (fast) beliebig verlängern (zum Beispiel zu einer Membranpumpe im Nebenzimmer, damit das Brummen nicht stört). Man hat weder Kurzschlussgefahr im Becken noch Wasserschläuche, die undicht werden können und dann die Wohnung unter Wasser setzen.
7. Luftheber sind konkurrenzlos billig und einfach selber zu bauen.
Was die Lautstärke von Membranpumpen angeht: Klar, geräuschlose Membranpumpen gibt es nicht. Leider gibt es auch bezüglich der Lautstärke keine besonders empfehlenswerten Pumpen, denn die Serienstreuung scheint da immens zu sein. Immer wieder kriege ich mit, dass sich jemand eine neue Pumpe Modell xyz kauft und dann berichtet, dass diese viel leiser ist als seine bisherige Modell zyx. Daraufhin kauft sich ein anderer, der ebenfalls bisher die zyx hatte, auch die xyz und stellt fest, dass die viel lauter ist als seine vorige...
Natürlich sind hier die persönlichen Toleranzen Maß aller Dinge. Während ich hier schreibe, steht eine sera air 550 neben mir auf dem Schreibtisch und stört mich kein bisschen. Allerdings bin ich in der Beziehung auch nicht sonderlich empfindlich, sonst würde ich halt noch Dämpfungsmaßnahmen ergreifen. Wichtig ist vor allem, dass man die Pumpe nicht "leer durchknallen" lässt, sondern immer gegen einen Widerstand arbeiten lässt (andernfalls hält auch die Membran nicht so lange). Wenn also der Luftheber nicht genügend Gegendruck bietet, sollte man mit Schlauchklemmen oder Regelventilen den Luftweg verengen. Das allein senkt den Geräuschpegel schon enorm. Außerdem kann man natürlich die Pumpe einfach da aufstellen, wo sie am wenigsten stört, und außerdem noch dämmen.
Zur Wasserkühlung siehe oben; das hat nichts mit Ausgleichsbestrebung zu tun, sondern basiert darauf, dass thermische Energie für die Verdunstung aufgewendet wird. Wie aber Ambymexx schon andeutete, ist der Kühlungseffekt für den Hochsommer meist noch nicht ausreichend; hier braucht man dann zusätzliche Gebläse.
Zu CO2 (übrigens, wenn schon mit "kleiner" 2, dann muss die unten stehen, nicht oben): Das ist ein sehr komplexes Thema, daher erstmal die wichtigsten Fakten:
1. Kein tierisches Lebewesen "braucht" CO2. Soll heißen, Tiere können CO2 nicht verstoffwechseln, sondern scheiden es im Gegenteil beim "Ausatmen" in das Umgebungsmedium ab. Verstoffwechselt wiederum wird CO2 von Pflanzen, die den enthaltenen Kohlenstoff zum Masseaufbau nutzen und den abgespaltenen Sauerstoff "ausatmen". Dieser Sauerstoff wiederum wird von von tierischen Lebewesen "eingeatmet". Ein ewiger Kreislauf, ohne den es kein Leben auf der Erde gäbe.
2. CO2 (bzw. Karbon) hat im Wasser die zusätzliche Funktion eines Säurepuffers. Daher sollte ein gewisses Quantum an CO2 vorhanden sein, um einen Säuresturz zu vermeiden.
Will man die relativ komplexen Zusammenhänge zwischen pH-Wert, Karbonathärte und CO2 wirklich verstehen, ist allerdings ein umfangreiches Einlesen in die Materie notwendig.
3. Ein "Zuwenig" an CO2 lässt die Pflanzen kümmern und begünstigt (aber nicht: verursacht) die Gefahr eines Säuresturzes. Ein "Zuviel" an CO2 wiederum verursacht Atemschwierigkeiten und Vergiftungserscheinungen bei den Tieren. Also am besten immer die "goldene Mitte" halten. Allerdings ist der CO2-Gehalt des Wassers nicht direkt zu messen, sondern kann nur aus pH und KH über Tabellen ermittelt werden (z.B.
hier).
Während ein "Zuviel" praktisch nur über künstliche Zuführung von gasförmigem CO2 erreicht werden kann (Gasflasche oder "Bio"-CO2-Anlage), kann ein "Zuwenig" durch heftige Oberflächenbewegung (Gasaustausch) verursacht werden.
Das ist durchaus ein Nachteil von Lufthebern, denn genau diese Oberflächenbewegung, die im Bezug auf die Sauerstoffversorgung ja wünschenswert ist, findet bei diesen in erhöhtem Maße statt. Allerdings habe ich noch nicht erlebt, dass dadurch der CO2-Wert auf ein säuresturzgefährliches Niveau gesenkt wurde. Lediglich für die Versorgung der Pflanzen ist es nicht so toll. Will man also ein üppig bepflanztes Becken (was bei der Haltung von Axolotl aber per se quasi aussichtslos ist), kann man erwägen, künstlich CO2 zuzuführen, wobei man aber immer im Auge halten muss, dass dies auch den pH-Wert senkt.
Wie man im Ansatz erkennen kann, gibt es hier kein Patentrezept oder eine Universalanleitung (auch wenn die Hersteller von Aquarienzubehör und die Händler immer wieder gern versuchen, uns das zu suggerieren). Die "Formel" lautet ganz einfach:
Kenntnis der vorhandenen Zustände
+
richtige Interpretation
=
Auswahl der passenden Maßnahmen.
Ich hoffe, ich konnte damit etwas Licht ins Dunkel (oder auch etwas Dunkel ins falsch verstandene Licht) bringen...
Tschöö
Stephan