Hallo Anja,
tut mir auch leid für den armen Urmel. Die ganze Zeit so tapfer gekämpft, und zeitweise sah es ja wirklich schon aus, als sei er über den Berg...
Und, was soll ich sagen... gestern hat es mich dann auch erwischt. Ich hatte meine "Büro-Axolotl" das Wochenende über nicht gesehen, auch den Montag über größtenteils nicht, weil ich das Hauptbecken erst nach und nach wieder besiedle (über die heißen Sommermonate hatte ich die Tiere in den Keller umgesiedelt, wo sich die meisten auch jetzt noch befanden). Als ich dann gestern abend in den Keller ging, um die kleinen Fresssäcke zu füttern, fiel mir erstmal auch nichts Besonderes auf. Shaft (mein extrem dunkles Tier, im "Normalzustand" zu sehen in der Porträtserie auf meiner
Fotoseite) hielt sich bei der Fütterung ziemlich im (dunklen) Hintergrund, was nicht unnormal für ihn ist. Zufällig erhaschte ich aber doch noch einen Blick auf sein Profil und dachte, ich hätte nicht richtig gesehen: Der Kerl hatte ein regelrechtes Doppelkinn (eigentlich ist er regelrecht drahtig schlank). Also nahm ich ihn nach vorn, um ihn zu begutachten. Ein ziemlicher Schock: Der ganze Rumpf (allerdings nicht die Extremitäten) war prall auf mehr als das Doppelte des üblichen Volumens aufgeblasen, die Kloake ebenfalls unwahrscheinlich geschwollen, der Kloakenspalt gerötet und in einem Winkel von ca. 60° geöffnet. Selbst die Kiemenspangen standen vom Hals ab.
Den Tierarzt konnte ich gestern abend natürlich nicht mehr erwischen, also bin ich heute mit ihm hin. Das erste der beiden Fotos unten zeigt Shaft im Transporteimer, schnell vor dem Losfahren aufgenommen.
Beim TA wurde dann zuallererst der Bauch punktiert; die Flüssigkeit war ziemlich serös; beim Mikroskopieren zeigten sich allerdings keine Flagellaten (was der erste Verdacht war). Shaft war schon derart strammgeschwollen, dass auch nach dem Punktieren noch eine ganze Zeitlang Flüssigkeit aus dem Loch austrat, das die Kanüle gelassen hatte.
Ausgehen kann ich also aller Wahrscheinlichkeit nach von einer bakteriellen Infektion. Um möglichst die Bakterien bestimmen zu können, wurde eine Probe der Körperflüssigkeit von der Punktion und ein Kloakenabstrich ans Labor geschickt; das Ergebnis der Kulturen werde ich aber frühestens am Freitag erfahren. Fürs erste gab es für Shaft eine Spritze mit einem "Entwässerungs"mittel und eine mit einem "Verdachts"antibiotikum (nachdem sich die Zwangsfütterung mit dem Mittel in Tablettenform als aussichtslos erwies; selbst wenn man ihm die Tablette bis in den Magen praktizierte, würgte er sie in kürzester Zeit wieder aus - immerhin, soviel Energie hat er noch, der alte Kämpfer). Ich fragte den TA, ob es nicht Sinn machen würde, mehr Flüssigkeit per Punktion abzusaugen, um dem Tier zumindest kurzfristig den Druck zu nehmen, er meinte aber, dass der Erfolg zu kurzfristig sein würde, um den Stress für das Tier zu rechtfertigen, und außerdem beim Anschlagen der Medikamente die Schwellung auch recht schnell zurückgehen dürfte. Was das angeht, hat er recht behalten: Schon jetzt kann man einen deutlichen Rückgang der Schwellung beobachten (kann man auf dem zweiten Bild sehen, das ich gegen 0.30 Uhr im Quarantänebecken gemacht habe - vergleicht vor allem die Breite der Kloake).
Für die nächste Zeit bleibt Shaft jetzt natürlich in Quarantäne. Morgen bekommt er noch eine leichte Aufsalzung von 2g/l und eine therapeutische Dosis Malachitgrün ins Wasser (kann ich heute noch nicht machen, weil ich erst noch eine Messpipette von zuhause holen muss, um das Teufelszeug zu dosieren - 0,5 ml pro 10 l Wasser mache ich dann doch lieber nicht nach Augenmaß...). Ggf. kriegt er auch noch Intensivbäder mit einer höheren Dosis, aber falls er sich stetig bessern sollte, werde ich ihm den Stress schenken und erstmal auf das Antibiotikum vertrauen. Von dem habe ich noch drei vordosierte Spritzen mitbekommen, die ich ihm im Abstand von 2 Tagen intramuskulär verabreichen muss.
Tja, im Moment bin ich erstmal wieder hoffnungsvoll. So wie Shaft gestern aussah, war ich seelisch schon darauf vorbereitet, ihn heute morgen tot zu finden, und ohne Behandlung wäre er das mittlerweile wohl auch. Im Moment scheint es sich aber zu bessern, und ich kann nur hoffen, dass zwischenzeitlich nicht schon ernste Organschädigungen eingetreten sind. Auch der Erreger muss ja erst noch bestimmt werden. Also erst mal abwarten...