Moin,
mal ein paar Richtigstellungen zum Mondlicht:
1. Stärke
In einer Vollmondnacht bei klarem Himmel hat das auf der Erde (will sagen, Deutschland im Tiefland - das variiert mit Höhe über NN und mit Breitengraden) auftreffende Mondlicht eine Stärke von etwa 4 Lux. Mittägliches Sonnenlicht unter gleichen Umständen kommt etwa auf 20.000 Lux. Die Stärke des Mondlichts im Verhältnis zu Sonnenlicht beträgt also keineswegs 7-10% (woher stammt denn diese Angabe? Wahrscheinlich aus einem Satz, in dem es hieß, dass der Mond ca. 7-10% des
auf ihn treffenden Lichts zur Erde reflektiert, oder?), sondern 0,02%.
2. Farbe
Schauen wir uns erstmal das Sonnenlicht an: Das wird zu einem kleinen Teil aus dem für uns Menschen sichtbaren Farbspektrum gebildet und zu einem weitaus größeren Teil aus für uns unsichtbaren Wellenlängen (im IR-Bereich ist das Spektrum etwa 3x so breit wie unser Sichtspektrum, im UV-Bereich etwa doppelt so breit). Jedoch wird der größte Teil des UV-Spektrums (UVC vollständig, UVB teilweise) von der Ozonschicht ausgefiltert, bevor er die Erde erreicht (das ist auch ganz gut so, denn aufgrund der UV-Anfälligkeit von DNA wäre ansonsten Leben, wie wir es kennen, auf diesem Planeten nicht möglich).
Der Mond hat keine Atmosphäre; ihn trifft das volle Solarspektrum. Allerdings reflektiert die Mondoberfläche in verschiedenen Spektralbereichen unterschiedlich stark; der UV-Anteil wird gemindert. Trifft das "Mondlicht" (also eigentlich: das durch das Absorptionsspektrum der Mondreflexion gefilterte Sonnenlicht) auf die Erdatmosphäre, wird in der gleichen Proportion wie beim Sonnenlicht noch einmal UV ausgefiltert. Dadurch hat das Mondlicht im Verhältnis zum Sonnenlicht einen um ca. 75% geminderten UV-Anteil. Was das (menschliche) Sichtspektrum angeht, findet nur eine leichte Verschiebung bzw. Gewichtung in Richtung des langwelligen Spektralbereichs statt: Mondlicht hat, wenn es auf die Erde trifft, eine Lichttemperatur von ca. 4000 K (Sonnenlicht: ca. 6500 K). Mondlicht ist also, gemessen am menschlichen Sichtspektrum, leicht gelblich.
Warum setzen trotzdem viele Menschen Mondlicht mit bläulichem Licht gleich? Die Erklärung dafür ist nicht physikalisch, sondern eher physiologisch bis psychologisch:
Das menschliche Auge ist, verglichen mit dem anderer Tiere, nicht gerade eine Glanzkonstruktion der Evolution: Es gibt keinen Aspekt (1. Auflösung, 2. Spektralbreite, 3. Trägheit, 4. Lichtempfindlichkeit, 5. Sichtfeldbreite) der optischen Wahrnehmung, in dem wir nicht von vielen anderen Tierarten um ein Vielfaches übertroffen werden. Natürlich merken wir davon nichts - die Welt um uns herum stellt sich optisch nun einmal so dar, wie wir sie kennen.
Unser Auge verfügt über zwei Arten von Sinneszellen, die sogenannten Stäbchen und Zapfen. Die Stäbchen sind für die Differenzierungen von Farben zuständig, funktionieren aber nur zuverlässig bei einer Lichtstärke von mehr als 10 cd/qm (und ab 3 cd/qm überhaupt nicht mehr). Die Zapfen sind wesentlich lichtempfindlicher und arbeiten bereits ab ca. 0,001 cd/qm, können aber keine Farben differenzieren. Wir sehen also nachts lediglich in Schwarzweiß, machen uns das jedoch nicht unbedingt bewusst (Sprichwort: "Nachts sind alle Katzen grau").
Der Sonnenzyklus, der von uns wahrgenommen wird, ist eingerahmt von Morgen- und Abenddämmerung. Dies sind die Phasen, in denen noch kein direktes Sonnenlicht auf die Erde trifft, sondern nur atmosphärisch reflektiertes, also blaues Licht. Für uns Menschen stellt sich die Nacht also folgendermaßen dar: Abends verschwindet die Sonne hinter dem Horizont, und die Welt "wird blau". Das blaue Restlicht verschwindet, unsere Farbwahrnehmung wird eingeschränkt und schließlich abgestellt. Über Nacht, bei Mondlicht, sehen wir mit den Zapfen, ohne Farben differenzieren zu können. Morgens vor Sonnenaufgang dann ist die erste Farbwahrnehmung, die wir haben, wiederum das atmosphärisch reflektierte blaue Licht. Da unsere gesamte Sichtwahrnehmung bzw. deren Verarbeitung im Gehirn auf assoziativer Ergänzung beruht, stellt es sich uns also so dar, dass der Zeitraum unserer nächtlichen Farbblindheit lediglich die Dunkelphase dieser beiden "Blauen Stunden" ist. Wie gut diese assoziative Zuordnung funktioniert, kann man z.B. daran sehen, wie erfolgreich dieses Wahrnehmungsmuster von der Filmindustrie adaptiert wurde: Nachtszenen in Filmen werden nicht etwa in Dunkelheit oder auch nur bei abgeschwächtem Licht gedreht, sondern es wird lediglich ein etwas härteres Licht als bei Tagszenen verwendet und ein Blaufilter vor die Kamera gesetzt - schon ist die "Mondlicht"-Illusion für uns Menschen perfekt.
Bei nachtaktiven Tieren, die auch bei sehr geringer Lichtmenge farblich differenzieren können, würde diese Illusion selbstverständlich nicht funktionieren.
3. Farbsehvermögen von Tieren
Wie schon gesagt: Das Sichtspektrum des menschlichen Auges ist, verglichen mit dem der meisten Tierarten, die sich optisch orientieren, geradezu jämmerlich. Dies trifft verstärkt nachts zu, wenn Menschen gar keine Farbwahrnehmung mehr haben, während nachtaktive "Augentiere" immer noch ein deutlich größeres Spektrum wahrnehmen, als Menschen das auch nur tagsüber können. Für welche Tierart welcher Spektralbereich nachts von Bedeutung ist, welcher den Tieren nützt und welcher ihnen schadet, ist extrem artspezifisch. Ein Beispiel: Für nachtaktive Fluginsekten ist die schwache UV-Abstrahlung des Mondes selbst bei bewölktem Himmel noch stark genug, um danach zu navigieren. Will man also Nachtfalter halten, so erscheint es erst einmal sinnvoll, ihnen eine schwache UV-Quelle zu bieten. Tatsächlich könnte man nichts Falscheres tun: Das UV-Licht setzt die Navigationsfähigkeit der Falter quasi außer Kraft. Während in der "freien Wildbahn" noch kein Falter, der auf den Mond zugeflogen ist, gegen diesen geprallt ist, sind die Raumverhältnisse in Gefangenschaft doch deutlich "übersichtlicher" und die verlockende Lichtquelle schnell erreicht - dumm gelaufen für den Falter.
Kommen wir mal zurück auf den Feuersalamander, um den es hier ja eigentlich geht, so kommt hier eine weitere Einschränkung zum Zuge, nämlich die spezifischen Lichtverhältnisse im Wald.
Erste wichtige Erkenntnis, für die wir nicht lange brauchen: Im Wald ist es immer dunkler als auf dem freien Feld, sowohl tags als auch nachts. Dies gilt besonders im Hauptaktivitätszeitraum der Salamander von Frühjahr bis Herbst, denn in dieser Zeit tragen die Laubbäume Blätter, die zusätzlich Licht absorbieren und filtern. Dementsprechend hat das Licht, das den Waldboden noch erreicht, eine leichte Gründominante im (menschlichen) Sichtspektrum, während sichtbares rotes Licht zum guten Teil ausgefiltert wird. Ähnlich verhält es sich im UV-Bereich. Längerwelliges infrarotes Licht hingegen durchdringt das Blätterdach weitgehend ungehindert. Wir haben es hier effektiv mit einem Licht zu tun, das im menschlichen Sichtspektrum weitgehend dem ungefilterten Mondlicht (ca. 4000 K bei kontinuierlichem Spektrum) mit einer leichten Gründominante gleichkommt, allerdings um den Faktor 6 abgeschwächt. Außerhalb des menschlichen Sichtspektrum (aber nicht unbedingt dem von Tieren) sind eine starke Abschwächung des UV-Anteils und eine starke Erhöhung des IR-Anteils charakteristisch.
Welche Wellenbereiche dieses Spektrums von Feuersalamandern für welchen Zweck genutzt wird, ist mir nicht bekannt. Möglicherweise gibt es schon Untersuchungen darüber, möglicherweise aber auch nicht - die diesbezügliche Forschung, die in der Entomologie schon recht weit fortgeschritten ist, steckt in der Herpetologie leider noch in den Kinderschuhen. Fest steht, dass man, wenn man seinen Tieren nützen und nicht schaden will, möglichst naturnahe Bedingungen nachbilden und sich keinesfalls auf die eigene subjektive Wahrnehmung verlassen sollte. Wobei man, wiederum speziell auf Feuersalamander bezogen, entschärfend hinzufügen kann, dass es wohl offensichtlich nicht notwendig ist, die schwachen Lichtverhältnisse des nächtlichen Waldes (<1 Lux) nachzubilden - das Verhalten der Tiere in Gefangenschaft zeigt eine offensichtliche "Grundbereitschaft" zur Dämmerungsaktivität.
So, mal wieder zuviel geschrieben, als dass es noch in ein Posting passen würde...
Weiter geht's also im nächsten Posting: