Moin,
ich halte zwar auch keine Feuersalamander, wollte aber auch noch meine zwo Cent zum Thema beisteuern:
1. Erlenzäpfchen: Wie bei Tee und Seemandellaub sind es bei den Zäpfchen die ins Wasser abgegebenen Huminsäuren, die fungizid wirken und damit Verpilzungen bekämpfen. Man kann aber wohl fest davon ausgehen, dass alles, was das Erregerniveau unter ein "natürliches" Maß senkt (ich gehe mal davon aus, dass Quellbachwasser idR praktisch keine Huminsäuren enthält), auch den Aufbau eines körpereigenen Immunsystems auf ein "natürliches" Maß erfolgreich verhindert. Gerade bei der Aufzucht von Larven kann man in den allermeisten Fällen fest davon ausgehen, dass die Tiere später zu anderen Haltern in eine neue Umgebung kommen, deren Charakteristika sich jeglicher Kontrolle des Züchters entziehen. Daher würde ich lieber eine hohe Larvensterblichkeit in Kauf nehmen als 100% immunschwache Tiere durchzubringen, die dann später beim endgültigen Halter Probleme kriegen. Huminsäuren würde ich dementsprechend ausschließlich im konkreten Therapiefall, aber keinesfalls als Präventivmaßnahme einsetzen (potent genug dafür sind sie normalerweise). Das ist meine alles andere als wissenschaftlich fundierte Meinung ausm Bauch - wer da mit fundierten statistischen Werten widersprechen kann, möge das bitte tun, damit ich nicht weiterhin Unsinn erzähle.
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Aber aus meiner Sicht und mit meinem Horizont erscheint es mir erstmal schlüssig so.
Weiterhin ist beim Einsatz von Huminsäuren natürlich auch grundsätzlich zu beachten, dass sie den Gesamt-pH senken. Normalerweise nicht in bedenklichen Dimensionen, aber regelmäßige Messungen sollten dann Pflicht sein.
Falls du allerdings den Verdacht hast, dass es in deinem Fall nicht etwa darum geht, ein
normales Erregerniveau künstlich zu senken, sondern vielmehr ein
erhöhtes Erregerniveau auf Normalmaß zurückzuführen, würde ich die Ursache zuallererst bei der Befilterung, also dem Abbau organischer Belastung, suchen (s.u.). Eine übermäßige Belastung des Wassers mit Stickstoffprodukten begünstigt praktisch immer Infektionen.
2. Vergleichbarkeit mit der Aufzucht von Dendrobaten-Quappen: Ist mE nicht gegeben. Feuersalamander laichen in Quellbächen, in denen das Wasser stark mineralisiert sein dürfte (genaue Werte hierzu kenne ich nicht, die könnte vielleicht ein FS-Spezi beisteuern). Dendrobaten tun quasi genau das Gegenteil, die laichen in Blütenkelchen etc., in denen sich extrem weiches Regenwasser sammelt. Was weiterhin die organische Belastung angeht, dürfte das "Blütenwasser" zumindest stärker eutrophiert sein (allerdings keine Ahnung, in welchem Maße und wie die Pflanzen das ggf. über ihren eigenen Stoffwechsel kompensieren) als das Quellbachwasser, das ja idR so gut wie völlig unbelastet aus dem Boden kommt.
3. Sauerstoffgehalt: Entsprechend ihren Laichwasservorlieben kann man natürlich fest davon ausgehen, dass FS-Larven in dieser Hinsicht absolut verwöhnt gehören und dass man diesem Kriterium besondere Aufmerksamkeit schenken sollte. Die Menge des im Wasser gelösten Sauerstoffs ist aber keine Eigenschaft des Ausgangswassers, sondern ändert sich permanent durch Luftexponierung, Veratmung und Temperatur. Kaltes Wasser nimmt wesentlich mehr Sauerstoff auf als warmes, Wasser mit hoher Oberflächenbewegung (im Idealfall luftbefiltert) hat deutlich mehr Gasaustausch als stehendes. Kommt dann noch eine hohe organische Belastung des Wassers hinzu, wird einerseits mehr Sauerstoff durch aerobe Mikroben veratmet, andererseits besteht gleichzeitig die Gefahr einer Kahmhautbildung, die den Gasaustausch unterbindet.
Fazit: Kalt halten, effizient befiltern, am besten mit Luftheber. Wirklich messen kann man seinen Erfolg in dieser Hinsicht leider nur sehr kostenaufwendig; zwar gibt es auch für den Sauerstoffgehalt Testreagenzien, aber im Gegensatz zu den meisten anderen unterscheiden sich die Einfärbungen nicht in der Farbe, sondern nur in der Farbdichte. Halbwegs zuverlässig kann man sowas nur photometrisch auswerten; das Auge ist da als Instrument völlig untauglich.
Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass sich die idealen Werte für FS nicht in Erfahrung bringen lassen; einfach mal abwarten, wer sich hier noch dazu meldet. Alternativ könntest du, wenn du ein FS-Biotop bei dir in der Gegend kennst, einfach da mal eine Probe nehmen, wenn du die Tropfentests angeschafft hast (mit den Teststäbchen macht das wirklich nicht viel Sinn).
Noch zu den Zakrzewski-Werten, das aber bitte nur als diffuse Meinung werten, da ich wirklich keine spezifische Erfahrung aufweisen kann:
10-20°C ist eine weite Spanne und wenig aussagekräftig - ich würde mich da eher am unteren Ende orientieren und nach oben ggf. jahreszeitlich variieren.
Die Angabe der Sauerstoffwerte-Spanne macht im Zusammenhang mit dieser breiten Temperaturspanne ungefähr so viel Sinn wie die Aussage "Autofahren kostet mehr Sprit als Radfahren". Da es aber äußerst unwahrscheinlich sein dürfte, dass du bei deinen Larven eine Überversorgung erzeugst (es sei denn künstlich über die Verwendung eines Oxydators), kümmer dich nicht weiter drum, sondern sieh einfach zu, mit den o.g. Maßnahmen den Gasaustausch zu optimieren. Das in Zusammenhang mit der weitestgehenden Vermeidung organischer Belastung dürfte deinem Anliegen zumindest entgegenkommen, vielleicht sogar das Problem schon lösen.
Tschöö
Stephan