Bin mir zwar nicht sicher, ob ich im richtigen topic bin, aber ich wurde jetzt schon mehrfach aufgefordert zur Filtertechnik meinen Senf abzusondern. Also bitte:
Es prallen da eine Vielzahl von Meinungen aufeinander und irgendwo haben sie alle recht und auch wieder nicht. Das Problem: die Theorien stanmmen von Großanlagen und dort funktionieren sie auch toll. Und zwar tatsächlich über Jahre bemerkenswert stabil. Wärs nicht so- dann gute Nacht bei den Kläranlagen. Biofilterung ja oder nein ist Streit um des Kaisers Bart, da- bis auf wenige Spezialkonstruktionen- sämtliche Filter biologisch arbeiten, d.h. mit Hilfe der gehassliebten Bakterien. Auch die "blosse mechanische Filterung" hat ihre Wirksamkeit im Regelfall nur beim Vorhandensein von Bakterien. Auch der sichtbare Dreck würde sonst bloss zerkleinert werden. Die Bakterien sorgen für dessen Flockung, die letztlich mechanisch festgehalten wird. Darüber hinaus geht Filterung ohne Bakterien eh nicht, weil sie ja sowieso immer und überall da sind. Nur in den ersten Stunden, wenn ich das Zeug aus der Verpackung nehme, sind halt wirklich (fast) keine da. Es mag manchen "Mechaniker" enttäuschen- aber der gute alte Eheim-Filter funktioniert völlig ohne Filtermaterial genauso gut wie mit. Und zwar bloß deshalb, weil er für Sauerstoffeintrag und CO2-Austrag sorgt. Und das mögen die eigentlichen Filterer, die sauerstofflliebenden (aeroben) Bakterien. Über Ammonium/Ammoiak wurde schon geschrieben. Ist auch nicht wirklich unser Problem. Erstens fällt die Substanz in Anlagen mit ausgeglichenem Gashaushalt so gut wie nicht an (weil genug Bakterien). Zweitens gibts mit Zeolith eine elegante Methode, sich das Zeug sicher vom Leib zu halten. Zeolith bindet sehr rasch diese Substanzen. Und das in ziemlich hoher Menge. Irgendwo im Kreislauf ein paar Schaufeln von dem grünen Gestein eingebracht und die Sorge sind wir einmal los. Bevor das Zeolith aber zuschlagen kann, haben unsere fleißigen Bakterien aus den (vor allem) Eiweisstoffwechselendprodukten unter O2-Aufnahme Nitit gebastelt. Eine blöde Sache, weil ziemlich unbekömlich, weil giftig. Nicht so wie die erste Stufe, die im Zeolith landet, aber auch nicht eben gesundheitsförderlich. Hierfür gibts aber kein Mittelchen, das mir das aus dem Wasser holt (gibts schon, spielt aber nur im Labor eine Rolle) Statt dessen gibts Bakterienstämme, die nichts lieber als Nitrit fressen. Auch unter O2-Aufnahme. Und zwar viel O2. Damit wir genug O2 ins Wasser kriegen, wird das intensiv belüftet. (In der Kläranlage sind das die beeindruckenden Becken, wo es tost und schäumt.) Ergebnis: Nitrat. Damit sind wir am Ende unserer Weisheit angelangt. Bedenke: Noch immer ist nichts, was per Regenwurmdose ins Wasser gelangt ist, wieder HERAUSSEN. Es ist alles noch DRINNEN, es ist bloß umgebaut worden von hochgiftig auf weniger giftig bis fast gar nicht mehr giftig. Aber auch, was wenig giftig ist, wird angereichert allmählich ein Problem. Also auch das Nitrat. Das wird beim besten Filter trotzdem immer mehr. Zwar gibts ziemlich komplizierte Anlagen, die tatsächlich Nitrat in gasförmigen Stickstoff umwandeln können, aber das wäre für unsere Zwecke ein irrwitziger Aufwand. Viel leichter und billiger: Wasserwechsel. Der bleibt mir also auch beim tollsten Filter nicht erspart.
Bei meiner Anlage habe ich mich deshalb bemüht, diese Erkenntnisse (die im Detail insbesondere in der Aquakultur Furore machen) umzusetzen. Um ein möglichst großes Wasservolumen zu haben, wurden sämtliche Becken (39) zu einem halbgeschlossenen Kreislauf zusammengeschaltet. Eine zentrale Pumpe sorgt für Schwung. Flachbettfilter nehmen Zeolith und mechanische Vorfilter auf. Ein groß dimensionierter Rieselturm gefüllt mit Filterigel ist die Wohnung der nitrifizierenden Bakterien. Der Großteil der technischen Einzelkomponenten läuft im shunt-Betrieb. Kann also durchflussgeregelt werden, ohne das bewegte Gesamtvolumen zu verändern. Der Wasserwechsel erfolgt automatisch über Leitungszulauf und Überlauf. Diese Anlage läuft zwar erst ein Jahr, aber so viel ist schon zu sagen: Sie ist ziemlich stabil. Sämtliche messbaren Werte für organische Belastung liegen unter der Ansprechbarkeit handelsüblicher Aquarienreagenzien. Aus meinen Becken kann sich jeder ein Glas Wasser schöpfen und trinken. Perfekte Qualität. Aber die Keime! schreien jetzt die Gegner von Kreislaufsystemen. Und haben recht oder auch wieder nicht. Innerhalb weniger Minuten ist in solch einer Anlage die Keimflora ausgeglichen. Gegenfrage: Na und? Nur jemand, der völlig unbedarft ist in Hygiene kann sich einbilden, dass das in seiner Anlage mit Einzelbecken nicht genauso ist. Da dauerts halt nicht Minuten, sondern ein paar Tage. Wir sind bei unseren Überlegungen davon ausgegangen, dass ich mit Nichtlabormethoden den Keimausgleich sowieso nicht verhindern kann. Was ich hingegen beeinflussen kann, ist die Keimdichte. Also läuft in dieser Anlage eine kräftige UV-Bestrahlung permanent mit. Folge: normale Keimflora niedriger Dichte, intaktes Immunsystem. Für die seltenen Fälle, wo neue Tiere in die Anlage eingesetzt werden müssen, gibts allerdings ein aufwändiges Quarantänesystem. Es ist mir klar, dass eine derartige Anlage erstens die Dimensionen einer üblichen Heimanlage etwas sprengt und dass hier viele Tabus der Aquaristik/Terraristik angetastet werden. Aber in der Erforschung von Pflegesystemen sollten nicht Dogmen die Richtungen vorgeben, sondern messbare Ergebnisse. Nachdem ich das "Wohlfühlen eines Molches" empirisch schwer quantifizieren kann, muss ich Hilfsparameter heranziehen. Wenn diese um den physiologischen Mittelbereich pendeln, kann ich annehmen, dass es der Molch so sieht wie ich: Alles okay!