Hi,
ich muss gestehen, seit ich einmal Axolotl und Atya gabunensis friedlich zusammen in einem Becken gesehen habe, bin ich auch ständig in Versuchung... Das Problem ist nur, ich weiß nicht, warum es in diesem Fall keine Probleme gab, und solange ich das nicht weiß...
Fest steht: Alle Fächergarnelen stammen aus eher schnell fließenden Gewässern, während Axolotl Wasserströmung überhaupt nicht schätzen. In einem langsam gefilterten Axolotl-Aquarium wird es also schwer bis unmöglich für die Garnele, artgerecht ihrer Futtersuche nachzugehen. Zumindest eine kontrollierte gezielte Fütterung der Garnelen muss dauerhaft eingeplant werden, möglichst mehrmals täglich; ein "Selbstläufer" könnte so ein Aquarium nicht werden.
Fest steht weiterhin: Bei passender Größenrelation sind alle Garnelen für den Axolotl Futter. Man sollte es also nicht mit ausgewachsenen Axolotln und halbwüchsigen Garnelen versuchen, eher umgekehrt. Außerdem sollte das verwendete Becken deutlich großzügige Maße haben (keinesfalls unter 120 cm) und sehr viele Sichtbarrieren enthalten; vorzugsweise in die Höhe gebaute Mangrovewurzeln. Fächergarnelen haben idR Stammplätze, an denen sie sich die meiste Zeit aufhalten (meist wird das die Gegend des Filterauslaufs sein, wo die höchste Strömung herrscht). Solche Plätze sollte man strategisch so anlegen, dass sie relativ hoch und frei liegen, dann werden die Axls sie naturgemäß eher meiden.
Mindestens sollte auch immer ein zweites Aquarium im Betrieb sein, in das man die Garnelen umsetzen kann, sobald man feststellt, dass die Axolotl sich offensichtlich für die Garnelen interessieren. Faustregel: Wenn ein Axolotl "Interesse" zeigt, ist es niemals verspielte Neugier, sondern immer die Hoffnung auf eine potentielle Futterquelle.
Ein Anfängerthema ist das jedenfalls nicht, denn am Anfang muss man erstmal aus seinen grundlegenden Fehleinschätzungen lernen (die leider immer passieren werden; ich glaube nicht, dass es überhaupt möglich ist, durch Theorie zum Profi zu werden und alle anfänglichen Fehler zu vermeiden). Da ist es schwer genug, die Ansprüche einer einzigen Art zu erfüllen und im Blick zu behalten; geschweige denn, aus den unterschiedlichen Ansprüchen zweier Arten einen lebensfähigen Kompromiss zu generieren. Wenn du also noch Neuling in der Aquaristik bist, verbanne den Gedanken lieber erstmal weit in die Zukunft, damit ersparst du dir selbst mit 99%iger Sicherheit eine Menge Frust.
Was für mich gar nicht feststeht: Kann man es überhaupt verantworten, Fächergarnelen zu halten? Da die Nachzucht dieser Tiere bisher nicht gelungen ist (und auch mit einem für kommerzielle Züchter "vertretbaren" Aufwand nicht zu realisieren wäre, selbst wenn jemand ein "Rezept" zustandebrächte), sind alle im Handel angebotenen Wildfänge. Bisher habe ich keine Informationen darüber finden können, wie es mit der Bestandssicherung der Wildpopulationen aussieht, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass bei einem solchen Boom, wie ihn die Garnelen gerade in der Aquaristik erfahren, ganz schnell mal eine Tierart auf die rote Liste rutschen kann. Hast du da vielleicht Informationen oder Informationsmöglichkeiten, Steffen?
Tschöö
Stephan
PS: Es gibt übrigens keine Tierart, die ein "Monster" im Namen trägt... Solche Namen sind immer die Erfindung geschäftstüchtiger Zoohändler, genauso wie "Colorkrabben", "Algenfresser" und "Scheibenputzer".