Hallo Volker!
Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort, das klingt ja sehr interessant.
Beschäftigst Du dich damit beruflich, weil Du sagst Du
hast einige Versuche im Labor gemacht?
Ich selbst hatte in diesem Sommer auch einen Krankheitfall bei einem jungen Feuersalamander zu verzeichnen. Es handelte sich dabei um eine bakterielle Infektion durch Pseudomonas aeruginosa und haemolysierenden Streptokokken.
Ich bin dann in die TH-Hannover gefahren und dort konnte diesem Tier geholfen werden. Nach der Amputation des rechten Vorderbeines, welches eingeschickt zur TH-Berlin Hr. Dr.Mutschmann, wurde
daraufhin eine antibiotische/antimykotische Behandlung eingeleitet. Nachdem auch das linke Vorderbein betroffen war, hätte ich nicht gehofft das
es der kleine Kerl noch schaffen kann. Aber da der Allgemeinzustand relativ gut schien hatte auch die Therapie Erfolg. Das verlorene Beinchen ist bis heute auf die Zehen vollständig wieder nachgebildet
worden.
Ich meine aber immernoch das die Molchpest keine
reine Erkrankung ist, da fast alle bakteriellen Infektionen diese typischen und fast gleichen
Verhaltensmuster mit sich bringen. Apathie, Fressunlust, Futterverweigerung können vielerlei Ursachen bei der Urodelenhaltung haben. Zunächst gilt es doch erstmal die Ursachen für diese Störungen zu erkennen und zu beseitigen, das schließt besonders
die Haltungsbedingugen ein. Ein fehlerhaftes Milieu
für Urodelen, z.B. Unsauberkeit, und einseitige Ernährung sind wohl die Hauptursachen zum ausbrechen von solchen Erkrankungen. Zudem sind Klimatische Störungen z.B. Temperatur zu hoch, zu
feucht oder gar Staunässe die ideale Anlage für aerobe und anaerober Keime und dessen Ausbreitung.
Grundsätzlich sei aber gesagt das diese Keime im Terrarium immer vorkommen da die meisten ubiquitär
sind und wie ich schon gesagt hatte in der Luft, im Boden und im Wasser vorkommen. Bei Aeromonas und Pseudomonas ist dieses jedenfalls der Fall, wie es
bei Mycobakterien, Salmonellen, Streptokokken usw. der Fall ist weiß ich nicht genau zu sagen. Ich nehme aber an, daß diese aber auch in einem Terrarium vorkommen bevorzugt im feucht warmen Milieu.
Wobei nicht vergessen werden sollte, daß Streß z.B. häufiges beunruhigen der Tiere und Überbesatz in viel
zu kleinen Behälter auch dazu führen können und bakerielle Infektionen begünstigen. Auch unerkannte
Verletzungen durch Futterneid, Rivalitäten im Gebiet
sind nicht zu unterschätzen, um pathogene Keime in
den Körper eindringen zu lassen.
Jedoch möchte ich anmerken das im gesunden zustand unseren Feuersalamandern diese Bakterien
wohl nicht sehr viel anhaben können, da laut Zitat
von Habermehl und Preusser die Toxine im Sekret des
Feuersalamanders wachstumshemmend auf gram-positive und gram-negative Keime und Endomyceten wirkt. Das Pilzsporen auf der Haut nicht auskeimen, wird auf die alkalische Reaktion des Sekretes zurückgeführt. Das bedeutet das dieses Sekret eine bakterizide Wirkung, aber keine spezifisch fungizide Aktivität besitzt. Denn die von Susebach (1949) beobachteten Hautveränderungen könnten damit auf Störungen in der Sekretproduktion, vielleicht infolge
haltungsbedingter Stoffwechselstörungen, entstanden sein. Auch wissen wir das (Bettin und Greven 1986) drei Arten von gram-negativen Bakterien auf der Haut des Feuersalamanders gefunden haben, die wohl möglicherweise zu dieser
endemischen Bakterienflora gehören. Es handelt sich
dabei um Pseudomonas flurescens, Acinetobacter wolffi und Pridencia stuartii. Diese sollen wohl in erster Linie dazu beitragen, daß die antibakterielle Wirkung des Giftes unterstützt wird, um die Ansiedlung pathogener Keime zu verhindern.
Ich hatte unter einem anderen Thread Giftigkeit vom
Futter abhängig schonmal die Frage gestellt ob, die
Salamander in der Natur giftiger sind als im Terrarium.
Ob dieses vom Nahrungsangebot abhängt? Leider konnte diese Frage nicht geklärt werden.
Den dieses würde dann erkären, wieso haltungsbedingte Stoffwechselstörungen auftreten.
Auch möchte ich zum Schluß noch anmerken, daß viele Hautwunden, meistens nässend und Hautrötungen, Geschwürbildung und abfaulen der Gliedmaßen wobei die Finger und Zehen oft betroffen sind, auch bei anderen bakteriellen Infektionen auftreten. Und nicht spezifisch bei der
sogenannten "Molchpest". G. Freytag beschreibt auch
das herkömmlicher Weise sämtliche Hauterkrankungen
unter dem Namen "Molchpest" abgefast werden und
diese durch häufigen Wasserwechsel geheilt werden
können.
In der jüngsten Literatur ist aber eine erfolgreiche Therapie wohl geglückt bei einem Hongkongmolch.
Zugriff auf die Literatur Jarofke D. /Hermann H.J. Amphibien: Biologie; Haltung; Krankheiten; Bioindikatoren. 1. Aufl. Stuttgart 1997 S.64f.
In diesem Sinne alles Gute für 2004 und einen guten
Rutsch.
Gruß Andi