Original von Callmel
Hallo Stephan,
mir sind schon zwei Weibchen gebracht worden mit akuter Legenot.
Sie waren allerdings schon adult. Man konnte sie leider nicht mehr retten. Die Eier im Bauchraum waren schwärzlich verfärbt,eitrig und zum Teil schon zersetzt.
Beide Tiere kamen eigentlich zu mir, weil sie aufgeschwämmt waren. Also der ganze Körper mit Wassereinlagerungen incl Kopfbereich. Gefressen haben sie auch nicht mehr. Da es nicht meine Tieren waren, kann ich auch nicht viel über die Hintergründe sagen.
Was zu dieser Infektion mit eingehendem Legestau geführt hat, weiß ich allerdings auch nicht. Die passenden Männchen dazu waren noch nicht im Geschlechtsreifen Alter.
Liebe Grüße Christina
Hi Christina,
ich würde hier gern nochmal nachhaken, was die Begleitumstände angeht, fürchte aber, dass dir die Symptomentwicklung nicht sonderlich detailliert geschildert wurde? Das landläufige Verständnis von Legenot (Eier fertil, können aber nicht abgelegt werden) kann ja hier nicht greifen, wenn, wie du schreibst, keine geschlechtsreifen Männchen verfügbar waren. Die Frage ist nun natürlich, ob eben durch das zu lange Verbleiben der Eier im Körper die Erkrankung verursacht wurde. Dementsprechend würde mich natürlich interessieren, ob hier
- eine Infektion vorlag, die die Eier in Mitleidenschaft gezogen hat, oder aber
- die Eier aufgrund ihres Alters "schlecht geworden" sind (sorry, ich finde keine griffigere bzw. sauberere Formulierung) und durch ihr Absterben o.ä. eine Infektion erst ausgelöst haben.
So jedenfalls verstehe ich deine Aussage:
es gibt zwar auch Weibchen, die ohne Männchen auskommen, aber die meisten Weibchen bekommen eine Legenot, wenn sie nicht irgendwann ablaichen.
(Korrigiere mich aber, falls du die nicht im Zusammenhang mit den geschilderten Krankheits-/Todesfällen siehst - ich habe das so verstanden)
Eben das ist mir (was nicht viel heißt
) bei Amphibien noch nie bekannt geworden; ich dachte eigentlich, dass es eben das nicht gibt. J. Wistuba schweigt sich in seinem Axolotl-Buch (-Heftchen) völlig über das Thema aus; auch im Mutschmann-Buch "Erkrankungen der Amphibien" wird Legenot nicht erwähnt. Als durchaus häufig dagegen wird Laichverhärtung, typisch aber eben im Fall von fertilen Eiern und vor allem bei Störung/Verhinderung der Ablage z.B. durch Transport bzw. Stressdruck, erwähnt. Ich tippe mal die entsprechende Passage ab:
Störungen der Eiablage gehören nach eigenen Erfahrungen zu den Hauptverlustursachen beim Transport von Amphibien und im Tierhandel. Von allen bisher selbst sezierten und während des Transportes oder im Zoohandel verstorbenen weiblichen Amphibien (1233!) zeigten 49,6% (612 Tiere) eine Laichverhärtung bzw. degenerative Veränderungen an den Ovarien. Stress, ungeeignete oder fehlende Eiablagemöglichkeiten führen zur Verklumpung der Eimassen, die manchmal bereits äußerlich zu tasten oder als Auftreibung des Abdomens zu sehen sind und sich mit bildgebenden Diagnoseverfahren sicher von anderen Prozessen abgrenzen lassen. Die entstandenen Massen können zusätzlich durch Kalkeinlagerungen verhärten, nekrotisch werden und dabei toxische Produkte freisetzen, die zu schweren Stoffwechselstörungen führen.
(aus: F. Mutschman, Erkrankungen der Amphibien, Parey 1998, S. 194-195)
Wäre so eine Laichverhärtung in der Chronologie der von dir geschilderten Fälle möglich gewesen? Voraussetzung dazu wäre, dass innerhalb eines überschaubaren Zeitraums vor der Symptomentwicklung eine Befruchtung stattgefunden hätte, die Weibchen also nicht schon seit längerer Zeit ausschließlich in der Gesellschaft juveniler Männchen gewesen sein könnten.
Wichtig wäre auch noch die Frage, ob die beiden Fälle "zusammengehörten", also innerhalb eines überschaubaren Zeitraums oder sogar gleichzeitig beim selben Halter aufgetreten sind (was natürlich deutlich für eine Infektion sprechen würde), oder ob sie völlig unabhängig voneinander auftraten.
Ich denke, das Thema hat ziemlich elementare Bedeutung, denn wenn sich eine klare Notwendigkeit gelegentlicher Verpaarung herauskristallisieren würde, sollte eine entsprechende Empfehlung für beidgeschlechtliche Gruppen auch in alle Haltungsempfehlungen eingearbeitet werden. Gleichzeitig müsste aber wohl auch davor gewarnt werden, Weibchen für eine Verpaarung umzusetzen, da das Umsetzen der fertil-graviden (wie nennt man das denn korrekt?) Tiere die oben von Mutschmann geschilderten Risiken bergen würde. Und zuguterletzt deuten meine (allerdings bescheidenen) eigenen Erfahrungen nicht auf diese Notwendigkeit; ich halte in einem reinen Weibchenbecken zumindest zwei Weibchen, die dieses Jahr 4 Jahre alt werden, definitiv noch nie verpaart wurden und nicht die geringsten Auffälligkeiten zeigen.
Wäre daher schön, wenn du noch das eine oder andere klärende Wort beisteuern könntest.
Tschöö
Stephan